piwik no script img

Sloweniens WahlsiegerWeltoffenheit als Credo

Bei den Parlamentswahlen in Slowenien haben die Bürger die amtierende Regierung abgewählt. Überraschungssieger ist der ehemalige Geschäftsmann Zoran Jankovic.

Vom Bürgermeister zum slowenischen Premier: Zoran Jankovic. Bild: dapd

Hemdsärmelig und sympathisch, volksnah und knallhart, wenn es um das Erreichen gesteckter Ziele geht: So stellt sich der Überraschungssieger der slowenischen Parlamentswahlen, Zoran Jankovic, in der Öffentlichkeit dar. Der in einem Dorf bei Smederovo in Serbien geborene 58-Jährige hat als Bürgermeister von Ljubljana der habsburgischen Barockstadt seit 2006 noch mehr Renommee verschafft. Nicht nur die Sicherheit auf den Straßen, die kurzen Wege und der Ausbau der Infrastruktur machten ihn beliebt.

Weltoffenheit ist sein Credo. So konnten im Gegensatz zu anderen Ländern der Region Lesben und Schwule unbehelligt demonstrieren. Die muslimische Minderheit bekam im erzkatholischen Land ihre Moschee, jetzt wird eine orthodoxe Kirche gebaut. Laut Readers Digest steht Ljubljana auf der Liste der Städte, in der es sich weltweit am besten leben lässt, an erster Stelle.

Mit elf Jahren kam der Sohn einer Slowenin und eines Serben nach Slowenien. Als Manager der slowenischen Handelskette Mercator erregte er seit 1995 Aufsehen. Die Firma bietet vor allem slowenische Lebensmittel, Mode und Möbel in den zahlreichen Niederlassungen an. Mit ihrem Konzept hat sie zur Modernisierung des gesamten Raums Südosteuropa beigetragen.

Für den Erfolgsmann gab es Ehrungen zuhauf: Von 2001 bis 2009 wurde er von der Zeitschrift Kapital mehrmals zum besten Manager gekürt.

Nur einer stellte sich gegen ihn. 2006 erreichte der damalige Premier Janez Jansa die Ablösung Jankovic' als Manager der Firma. Der Geschasste drehte jedoch den Spieß um. Im selben Jahr wurde er zum Bürgermeister der Hauptstadt gewählt und so erfolgreich, dass er bei seiner Wiederwahl 2010 über 65 Prozent der Stimmen erhielt.

Angesichts der Wirtschaftskrise entschloss er sich erst Mitte Oktober, auch an den Parlamentswahlen teilzunehmen. Er gründete die Partei "Positives Slowenien" und schlug den konservativen Favoriten und Intimfeind Janez Jansa mit 28 zu 26 Prozent. Der zweifache verheiratete Familienvater, der auch schon zwei Enkelkinder hat, steht jetzt vor der größten Herausforderung seiner steilen Karriere.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!