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■ Ski-ProzeßKampf gegen die extreme Taillierung

München (dpa) – Der Prozeß um den Todessturz von Ulrike Maier ist vorbei, die Gefahren auf den alpinen Skipisten bleiben. Zwar betonte Staatsanwalt Rüdiger Bartel beim Ende der Verhandlung in München, daß der tragische Unfall vom 29. Januar 1994 zu einer „völligen Neuordnung“ im Skisport geführt habe, doch inzwischen droht den Rennläufern durch die Weiterentwicklung der Ski neues Unheil.

Ulrike Maiers Unfall war der erste, bei dem aufgrund der „Taillierung“ der Bretter – die in der Mitte sehr viel schmaler als an den Enden sind – ein für Experten völlig überraschendes Verkanten Sturzauslöser war. Inzwischen häuften sich derartige Stürze, weil die Taillierung immer extremer wurde. Die zwei Funktionäre, die vor dem Landgericht München II der fahrlässigen Tötung angeklagt waren, wenden sich gegen die Taillierung und immer höhere Dämpfungsplatten unter den Skischuhen. Doch viele Sportler wollen von einer Beschränkung nichts hören.

Kurt Hoch blickte nach der Einstellung des Verfahrens gegen ihn und seinen Kollegen Jan Tischhauser schon wieder sorgenvoll in die Zukunft. „Die Ski werden schon fast als Waffe eingesetzt. Wir werden sehen, ob die Entwicklung zu stoppen ist“, sagte der Renndirektor im Internationalen Skiverband (FIS). Ein erster Versuch soll beim FIS-Kongreß unternommen werden, der in knapp zwei Wochen in Christchurch (Neuseeland) beginnt.

Zunächst war Hoch heilfroh über das schnelle Ende des Prozesses, der aufgrund einer Zusicherung der FIS, 600.000 Schweizer Franken Schadensersatz an Ulrike Maiers sechsjährige Tochter Melanie zu zahlen, eingestellt wurde. Hoch und Tischhauser wurde zur Auflage gemacht, je 10.000 Mark an die Bergwacht Garmisch-Partenkirchen zu zahlen. „Es ist ein Entschluß, mit dem ich leben kann“, so Hoch.

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