Skandal um Putin-Kritiker: Die Sex-Video-Rache
Die russischen Oppositionsbekämpfer haben ein neue Waffe entdeckt – sie stellen private Videos ins Netz. Opfer wurden die Putin-Kritiker Viktor Schenderowitsch und Eduard Limonow.
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ST.PETERSBURG taz | Dieses Mal sind der berühmte russische Schriftsteller und Satiriker Viktor Schenderowitsch und der Leader der national-bolschewistischen Partei Eduard Limonow Opfer eines Sexskandals geworden. In seinem Blog berichtete Schinderowitsch, Unbekannte hätten ein Video ins Internet gestellt, auf dem er zu sehen sei. Der Schriftsteller erklärte, er sei zusammen mit einer jungen Frau namens Katia gefilmt worden. Diese sei bereits in ähnlichen Videos mit dem Politiker Ilja Jaschin und dem für seine harsche Kritik an Putins Politik bekannten Journalisten Michail Fischman zu sehen gewesen.
"Katja wurde schon häufig auf ähnliche Weise benutzt. Ich habe sie auf Fotos in der Nowaja Gazeta erkannt und habe verstanden, dass auch ich eine Rolle in diesem Film spielen werde, und die Premiere steht kurz bevor", schreibt Schenderowitsch.
Der Autor ist sich sicher, dass seine unabhängige politische Haltung der Grund für das Auftauchen der skandalösen Videos ist. Er erklärt, dass er nun schon seit über zehn Jahren die Arbeit von Putin und seiner Regierung kommentiere und diesem Amtsmissbrauch, Korruption und politischen Mord vorwerfe. „Es wurde in meine Wohnung eingebrochen, mein Telefon abgehört, meine Post gelesen“, beteuert er. "Sie haben Lügen über mich verbreitet, über mein übertriebenes Einkommen, meine ausländischen Staatsbürgerschaften, meine Beziehungen zu in Ungnade gefallenen Oligarchen."
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"Putins Regierung hat meine Kritik äußerst desinteressiert angehört, und hat dann ohne jeglichen Kommentar mit einer gewohnten, gesetzwidrigen Gemeinheit reagiert.“, sagt der Satiriker.
Nur wenige Stunden nach dem Erscheinen dieser Erklärung tauchte auf einer Internetseite tatsächlich ein provokantes Video auf, das aus einem Zusammenschnitt von Sexszenen besteht. Darauf sind Viktor Schenderowitsch, Ilja Jaschin, Eduard Limonow und das besagte Mädchen zu erkennen.
Vertreter der russischen Opposition haben sich bereits zu dieser Provokation geäußert. Solch ein Eingriff in die Privatsphäre von Putin-Kritikern zeuge davon, wie sehr es der russische Regierung an Prinzipien mangele.
Aus dem Russischen Alexandra Friedmann
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