: Situation in Darfur „verzweifelter als je zuvor“
Gewalteskalation in Sudans Kriegsgebiet bringt weite Teile der humanitären Hilfe zum Erliegen. UN-Sicherheitsrat äußert seine Besorgnis und bringt erneut Sanktionen ins Gespräch. Weitere Tote bei afrikanischer Friedenstruppe
BERLIN taz ■ Die erneute Zunahme von Gewalt in Sudans Kriegsgebiet Darfur bedroht die Fortführung der humanitären Hilfe. In der Provinz Süd-Darfur seien etwa ein Drittel aller Nothilfeprogramme eingestellt worden, erklärte eine UN-Sprecherin am Donnerstagabend. In Nord-Darfur seien 6.000 neue Vertriebene registriert worden. In West-Darfur an der Grenze zu Tschad hat die UNO die Evakuierung sämtlicher „nicht essenzieller“ Mitarbeiter angekündigt und die restlichen in die Provinzhauptstadt El-Geneina zurückgezogen.
In El-Geneina sagte der lokale UN-Koordinator Andy Pendleton, man habe den Zugang zu über einer halben Million Hilfsbedürftigen verloren. „In den letzten sechs Wochen hat es fast jeden Tag, manchmal zweimal täglich, Vorfälle gegeben, die dazu geführt haben, dass jetzt sämtliche Straßen aus El-Geneina hinaus gesperrt sind.“ Die Überfälle hätten „dramatisch zugenommen und ihre Art verändert“, fügte er hinzu: „Die Situation ist verzweifelter als je zuvor.“ West-Darfur ist zum Teil unter Kontrolle der Regierung und der mit ihnen verbündeten Milizen, zum Teil unter Kontrolle der Rebellenbewegung SLA (Sudanesische Befreiungsarmee).
Nach Berichten der afrikanischen Beobachtertruppe in Darfur (Amis) fahren Regierungsarmee und Rebellen inzwischen bei ihren Aktionen oft weiße Jeeps, wie sie auch die Hilfswerke benutzen. Das UN-Welternährungsprogramm WFP berichtete, Sudans staatliche Treibstoffgesellschaft habe die Einstellung der Bereitstellung von Flugbenzin für humanitäre Hilfsoperationen beschlossen.
Angesichts der Eskalation äußerte der UN-Sicherheitsrat am Donnerstagabend in New York „schwere“ sowie „tiefe“ Besorgnis und verlangte sofortigen unbeschränkten Zugang für Hilfswerke in ganz Darfur. Er forderte die Afrikanische Union (AU) auf, ihre Untersuchungen über jüngste Angriffe auf Amis-Truppen mitzuteilen, damit das für Sanktionen gegen Sudan zuständige UN-Komitee eingeschaltet werden könne. Der AU-Sicherheitsrat hatte am Dienstag den UN-Sicherheitsrat aufgefordert, sich mit der verschlechternden Lage in Darfur zu befassen. Am Wochenende waren erstmals zwei AU-Soldaten in Darfur getötet worden; sie stammten aus Nigeria. Am Donnerstag fand eine AU-Patrouille am Ort des Vorfalls zwei weitere Leichen nigerianischer Soldaten. D.J.