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Sittenstrenge lockern!

■ Irans Rafsandschani will außerehelichen Verkehr gestatten/ Sturm der Entrüstung bei Orthodoxen

Teheran (afp) — Die Zeiten der übertriebenen Sittenstrenge der iranischen Mullahs, die peinlich genau darauf achteten, daß unverheiratete Paare sich nicht zu nahe kämen, sollen der Vergangenheit angehören. So jedenfalls will es Irans Präsident Rafsandschani, der während des traditionellen Freitagsgebetes durch seine Forderung nach „leichterer Befriedigung des Geschlechtstriebs“ bei den orthodoxen Sittenwächtern einen Sturm der Entrüstung auslöste.

Zwölf Jahre nach der islamischen Revolution bedauerte Rafsandschani jetzt in aller Öffentlichkeit, daß die Iraner in ihrem Sexualleben durch die peinlich genauen Vorschriften der islamischen Revolutionskomitees so stark eingeschränkt sind. Rafsandschani will den Geschlechtsverkehr unverheirateter oder verwitweter Menschen, der nach dem islamischen Gesetz, der Scharia, als Ehebruch gilt, nach langer Tabuisierung und Kriminalisierung endlich legalisieren.

Rafsandschani schlug zur Verwirklichung seiner Forderung die Reformierung einer in der Scharia bereits vorhandenen Bestimmung vor. Die Sigeh, eine Ehe auf Zeit, kann nach islamischem Recht — allerdings nur von einem Mullah — für eine Zeit zwischen einer Stunde und 99 Tagen legalisiert werden.

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