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Sinkender Erfolg beim externen Abitur

■ »NichtschülerInnen«-Initiative legt Vorschläge zur Veränderung ihrer Abiturprüfung vor/ Erster Erfolg: Empfehlung, LehrerInnen der vorbereitenden Schulen in die Prüfungskommission zu berufen

Berlin. »Abitur für NichtschülerInnen« klingt für viele wie ein Paradoxon. Doch rund 250 Westberliner »NichtschülerInnen« bereiten sich jährlich auf dem sogenannten Dritten Bildungsweg auf diese externe Abiturprüfung vor. Die »NichtschülerInnen« werden jetzt aktiv: Da immer mehr von ihnen durch die Prüfung rasseln, hat die »Initiative zur Reformierung des Nichtschüler- Abiturs« Vorschläge zur Veränderung ihrer Abiturprüfung vorgelegt.

Im Gegensatz zum Zweiten können auf dem Dritten Bildungsweg Menschen ohne abgeschlossene Berufsausbildung das Abitur machen und damit oft »Leute, die den gewöhnlichen Werdegang nicht einhalten«, so Gisela Riedel (Name von der Redaktion geändert) von der Reform-Initiative. Die Abitur-Vorbereitung kann autodidaktisch sein, die meisten bereiten sich jedoch bei Privatschulen oder der selbstverwalteten Schule für Erwachsenenbildung (SfE) im Mehringhof vor. Die »NichtschülerInnen« müssen einen Bericht über ihre Vorbereitung vorlegen, der an den Rahmenplänen der gymnasialen Oberstufe orientiert sein muß. Geprüft werden sie in vier mündlichen und vier schriftlichen Fächern von einer vom Senat beauftragten und von den vorbereitenden Schulen unabhängigen Prüfungskommission.

Die ist nun Stein des Anstoßes. Denn parallel zur Neubesetzung der Prüfungskommission 1987 ist seitdem die Anzahl der nichtbestandenen Prüfungen stark gestiegen. Bestanden 1986 von 283 Prüflingen noch 154, d.h. mehr als die Hälfte, waren es 1989 nur noch ein Drittel (77 von 231). Davon aufgeschreckt, legten betroffene SchülerInnen und LehrerInnen Schulsenatorin Volkholz einen Forderungskatalog zur Verbesserung der Prüfungsbedingungen vor. »Unsere Hauptforderung ist die Transparenz der mündlichen Prüfung«, erklärt Gisela Riedel. Die Protokolle seien schwer nachvollziehbar, und damit werde das Urteil »durchgefallen« willkürlich. Deshalb fordert die Initiative die Festlegung von Kriterien für das Protokoll der Prüfung wie an öffentlichen Schulen. Außerdem wollen sie die Teilnahme der FachlehrerInnen der vorbereitenden Schulen an den Prüfungen und ein unabhängiges Gremium, das Einsprüche gegen den Verlauf der Prüfungen bearbeitet.

Nach einem Gespräch mit dem Referenten von Schulsenatorin Volkholz, Fahlbusch, kann die Initiative bereits einen kleinen Erfolg verbuchen: Da es keinerlei rechtliche Bedenken gebe, empfehle die Senatsverwaltung dem Prüfungsvorsitzenden, LehrerInnen von den begleitenden Schulen in die Prüfungskommission zu berufen, was, so Fahlbusch, »damit vermutlich beim nächsten Prüfungstermin geschehen wird«. Alles weitere werde von der zuständigen Schulaufsichtsbehörde geprüft. sao

Infos über die Initiative zur Reformierung des Nichtschüler-Abiturs gibt es bei Cornelia Ulbrich unter 7724333.

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