… WAS MACHT EIGENTLICH ...Herbert Grönemeyer? : Singen lassen
Es ist ja nicht so, dass Herbert Grönemeyer nichts zu sagen hätte – siehe G 8 und Rostock. Es wäre auch vermessen zu meinen, seine Songs aus dem neuesten Album „12“ hätten am Mittwochabend die 64.000 Fans im Berliner Olympiastadion schlichtweg cool gelassen. Nee, ganz und gar nicht: „Ich leb in meiner Welt“, womit Grönemeyer den Auftritt begann, folgten die aktuellen Superhits „Marlene“ und „Ein Stück vom Himmel“. Das Stadion sang mit, die Zuschauer feierten den Rockstar mit Standing Ovations und ließen ihre Arme wie Kornfelder wogen.
Das war sozusagen – musikalisch wie poetisch – „alles ok“, aber grönemeyermäßig nicht genug. Der Mann und seine Lieder sind mittlerweile nicht nur Kult, sondern Mythos. Und wenn der Herbert („jetzt geht’s los!“) diesen bedient, wackelt selbst ein Olympiastadion. Natürlich sind es Berechnung und Programm, wenn mit den Sommerhits von 2003, „Mensch“ oder „Zum Meer“ das Publikum auf Betriebstemperatur gebracht wird. Ist dies doch die Vorstufe für das, was man an diesem Olympiaabend getrost als „Grönemeyer nazionale“ bezeichnen konnte. Denn es folgten alle inoffiziellen deutschen Nationalhymnen wie „Flugzeuge im Bauch“, „Männer“ oder „Alkohol“. Dass Grönemeyer diese Songs nicht mehr singen, sondern nur noch kurz intonieren muss – den Rest besorgt der Gesangsverein mit und ohne Bauchansatz – war schon dicke Klischee. Herbert fand das „unglaublich“. Er war halt wie immer, so rockig-sentimental, „so verletzlich“, aber auch „einfach unersetzlich“. ROLA FOTO: AP