Sind Sie glücklich?: „Einfach mal ein bißchen Trost geben!"
■ 11 Uhr Alexanderplatz: Frank Buchwald arbeitet beim Malteser Hilfsdienst. Der Job macht ihm Spaß, weil er damit andere Menschen glücklich machen kann
„Sind Sie glücklich?“ will die taz wissen und hört sich täglich um 11 Uhr abwechselnd auf dem Wittenbergplatz und dem Alexanderplatz um.
Der 28jährige Frank Buchwald: Ja, klar, ich bin glücklich. Ich habe ein gesichertes Einkommen. Glück hängt für mich mehr von der Situation ab. Wenn man gesund ist, wenn alles zusammenpaßt. Ich bin fest angestellt beim Malteser Hilfsdienst. Im Moment bin ich hier abgestellt für diese Sonderaktion „Oderbruch“. Sonst bin ich im mobilen Sozialdienst. Da fahre ich zum Beispiel Essen auf Rädern aus oder mache Notrufeinsätze. Meine Arbeit macht mir großen Spaß.
Mir gefällt dabei, daß ich Menschen helfen kann, um die sich sonst keiner kümmern würde. Meistens sind diese Leute sehr einsam. Die Freunde sind schnell weg, wenn man zum Beispiel als junger Mensch nicht mehr in die Disko gehen kann. Da kümmern wir uns drum. Einfach mal die Leute durch den Park schieben zum Beispiel. Es hilft mir auch in meiner Arbeit, zu sehen, daß ich Leute damit glücklich mache.
Manchmal ist der Job allerdings auch hart, Sterbearbeit zum Beispiel. Meine Hauptaufgabe in solchen Fällen ist meistens, einfach nur zuzuhören. Es wäre albern, die Leute zu bemitleiden, das wollen die gar nicht. Einfach mal ein bißchen Trost geben. Der Tod gehört eben zum Leben dazu. In dieser Phase rollt das Leben ja einfach noch mal im Kopf ab. Da ist es meistens nur wichtig, daß jemand da ist, der zuhört. Bei den Kliniken wird das ja nicht mehr gemacht. Ich kümmere mich sowohl um die Leute, die Sterben, als auch um deren Verwandte. Meistens trifft es die Angehörigen allerdings härter. Diejenigen, die es eigentlich betrifft, haben sich schon damit abgefunden. Aber für die Hinterbliebenen ist es hart. Selber habe ich so was Gott sei Dank noch nicht erlebt. Corinna Budras
Am Sonntag stehen wir auf dem Wittenbergplatz
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