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Sind Sie beschäftigt?„Eine absolute Sicherheit gibt es nicht“

■ Der gelernte Tischler Georg Derstappen ist überzeugt, daß man immer Arbeit findet. Aber: „Man muß schon ein bißchen motiviert sein, um wirklich das zu erreichen, was man will.“

In Berlin gibt es 290.000 Arbeitslose, nur jeder vierte Einwohner lebt von Erwerbsarbeit. Doch auch wer keinen Arbeitgeber hat, ist nicht ohne Arbeit. Die taz fragt deshalb: „Sind Sie beschäftigt?“

Der 42jährige Georg Derstappen: Ich habe Arbeit. Ich bin Tischler von Beruf. Ich habe keine Angst, die Arbeit zu verlieren. Ich habe auch öfter mal die Stellen gewechselt, das ist kein Problem. Ich behaupte auch, daß man immer was findet. Vielleicht nicht das, was man mal gemacht hat, und vielleicht auch nicht für das Geld, aber ich habe da keine Probleme mit. Wenn man aber beispielsweise Überstunden

macht, so wie in dem Betrieb, wo ich bin, muß man das akzeptieren. Es gibt eben doch genug Leute, die nichts finden. Ich weiß, anders als früher, meine Arbeit schon zu schätzen.

Man muß schon ein bißchen motiviert sein, um das zu erreichen, was man will. Ich war mal ein Jahr lang arbeitslos, gleich zu Wendezeiten, durch Krankheit, Betriebswechsel, Auflösung. Ich hatte da keine Schwierigkeiten mit. Dann bin ich sechs Jahre lang gependelt. Wenn man klein angefangen hat wie wir, weiß man fünfzig Mark auch zu schätzen, wenn's einem gutgeht. Wenn es dann eben mal wieder bergab geht, muß man damit auch zurechtkommen. Dann kann man eben nicht dieselben Ansprüche stellen. Wir wohnen auf dem Lande, im Schweriner Bereich. Ich bin da groß geworden. Man kann sich auch, wenn es wirklich an die Wäsche geht, von anderen Sachen ernähren als von Luxus.

Früher im Osten konnte man in einem Betrieb alt werden. Ich wollte das aber nie. Schon zu der Zeit habe ich drei Stellen gehabt. Ich wollte zu Ostzeiten auch schon Geld verdienen. Deswegen habe ich die Stellen gewechselt. Mir war es wichtig, nach Leistung bezahlt zu werden. Eine absolute Sicherheit gibt es nicht. Barbara Bollwahn

wird fortgesetzt

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