Simone Schmollack über Dänemarks Transgender-Entscheidung: Von wegen krank
Als erstes Land der Welt stuft Dänemark Transsexuelle nicht mehr als psychisch krank ein, um der Stigmatisierung von Transsexuellen entgegenzutreten. Denn, so unglaublich es klingt, Transsexualität gilt nach einer Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Persönlichkeitsstörung – und damit als krankhaft. Transsexuelle werden psychopathologisiert. Mit einer absurden Folge: Bevor Transsexuelle ihr empfundenes Geschlecht offiziell leben (dürfen), gleiten viele in Depressionen ab.
Tatsächlich krank macht jedoch nicht ihre Transsexualität, sondern Ausgrenzung und Gewalt. Zum Beispiel: Eine Transsexuelle wird in einem U-Bahnhof niedergeschlagen, getreten und bestohlen. Eine Dragqueen wird auf offener Straße beschimpft und bespuckt. Eine Transsexuelle wacht eines Morgens mit gebrochener Nase im Krankenhaus auf.
Das ist die Realität von Menschen, die sich nicht hetero-normativ als Frau oder Mann definieren, sondern als „Transgender People“ – als Menschen, die sich falsch in ihrem Körper fühlen und einem anderen Geschlecht angehören wollen.
Dass Dänemark dagegen vorgeht, könnte man mutig und modern nennen. Doch eigentlich ist es eine Selbstverständlichkeit; ein Menschenrecht wird angewandt. Die dänische Entscheidung ist auch in anderen Staaten überfällig. Das würde die Prozeduren, die Transsexuelle vielerorts durchlaufen müssen, um ihren selbst empfundenen Status offiziell anerkannt zu bekommen, vereinfachen.
In Deutschland wird die WHO-Definition von Transsexualität als Krankheit gern herangezogen, um Hormonbehandlungen, (gewünschte) operative Eingriffe und kosmetische Angleichungen zu rechtfertigen. Das ist eine positiv gemeinte Argumentationskrücke: Eine „Krankheit“ kann man behandeln. Aber auch an dieser Stelle hat Dänemark vorgesorgt: An den Behandlungsmöglichkeiten für Transsexuelle ändert sich nichts.
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