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Siemens drückt sich wieder

Elektroriese verweigert Entschädigung für Zwangsarbeiterin  ■  Aus Bonn Ferdos Forudastan

Ob der Siemens-Konzern die Wuppertalerin Waltraud Blass für ehemals geleistete Zwangsarbeit entschädigen muß, wird sich in einem Prozeß erweisen, der heute vor dem Landgericht München I beginnt. Neun Monate lang mußte die heute 70jährige Klägerin während der Nazi-Zeit unentgeltlich für Siemens kleine Kupferröllchen drehen. Die Firma hatte sie Ende 1943 vom Frauenkonzentrationslager Ravensbrück angefordert. „Für Siemens waren wir nichts als Arbeitssklaven. Wir mußten frieren, hungern, durften kein Wort miteinander reden“, erzählte Waltraud Blass gestern in Bonn.

Auch stellvertretend für viele andere ZwangsarbeiterInnen macht sie ihre Ansprüche gegen die Firma nun vor Gericht geltend: Siemens soll ihr vorenthaltenen Lohn nachzahlen, sie für entgangene Rentenansprüche entschädigen und Schmerzensgeld entrichten.

Der Elektroriese hat das Anliegen von Waltraud Blass bereits zurückgewiesen. Die Firma argumentiert wie die meisten anderen Unternehmen, die ehemalige Zwangsarbeiter mit ihren Forderungen konfrontieren: Es sei der Nazi-Staat gewesen, der ihnen die Zwangsarbeiter aufgedrängt habe.

Ganz anders schätzen Waltraud Blass und ihr Anwalt Norbert Müller die Rechtslage ein: „Siemems versteckt sich hinter dem NS-Staat. Dabei ist die Firma Mittäterin“, behauptet Müller. Inzwischen sei bewiesen, daß Siemens ZwangsarbeiterInnen von Konzentrationslagern angefordert hat. Das bestätigt auch Waltraud Blass: Siemens-Angestellte seien ins Lager gekommen und hätten die Geschicklichkeit und Gesundheit der inhaftierten Frauen getestet.

Wann das Landgericht München entscheiden wird, ist noch ungewiß. Im Zusammenhang mit dem Beginn des Prozesses forderten Grüne und SPD gestern in Bonn erneut, daß die Bundesregierung eine Stiftung einrichtet, aus der man ZwangsarbeiterInnen zumindest symbolisch entschädigen könnte.

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