berliner szenen: Sieht gut aus, sagt die falsche Vermieterin
Nachdem ich auf ein Betrugsinserat für eine Wohnung in Kreuzberg gestoßen war, dachte ich mir, ich müsste meine Suchkriterien etwas ändern, um nicht in die nächste Falle zu tappen.
Also erweiterte ich meine Suche im Preis und in der Lage. Ich ließ mich auf eine monatliche Miete bis 700 Euro warm ein und auf Neukölln. Das Immobilienportal spuckte 22 Inserate aus, darunter eine Wohnung, die mir gefiel. Zwei Zimmer, Dielenboden, Balkon, Einbauküche, Weichselplatz. Für glatte 700 Euro warm im Monat.
Ich schrieb der Frau, die sich Frau Landgruber nannte, eine Nachricht und bekam wenig später eine Nachricht zurück. Aufgrund der sehr vielen Bewerbungen auf die Wohnung würde sie folgende Dokumente benötigen, schrieb sie: Mietschuldenfreiheit, Schufa-Auskunft und die letzten drei Gehaltsnachweise.
Ich fand diese Forderung nicht ungewöhnlich, daher schickte ich ihr am Abend die gewünschten Unterlagen. „Das sieht ja wunderbar aus“, meinte diese Frau Landgruber daraufhin und bot mir einen Besichtigungstermin für den nächsten Tag an. Ich willigte ein.
Zufrieden wollte ich schon das Licht zum Schlafen löschen, als ich noch mal einen kurzen Blick auf mein Handy warf. Noch eine Nachricht von Frau Landgruber? Hatten wir uns nicht schon alles gesagt? Ich öffnete die Mail und wurde mit einem Schlag wieder hellwach. „Wenn Ihnen die Wohnung zusagt, würde ich den Mietvertrag gerne direkt morgen vor Ort fertig machen, da ich erst in knapp 2 Wochen in Berlin sein werde.“
Wie kann sie denn morgen vor Ort sein, wenn sie erst in zwei Wochen in Berlin ist?, fragte ich mich.
Weiter schrieb sie: „Hierfür müssten Sie die Kaution und die 1. Miete in bar, als auch die zugesandten Dokumente im Original mitbringen.“ Am liebsten hätte ich aus Frust geweint, entschied mich dann aber doch fürs Schlafen.
Eva Müller-Föll
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen