: Sieben Jahre in Tibet
■ USA 1997, Regie: Jean-Jacques Annaud; mit Brad Pitt, David Thewlis, Tenzin Wang Chuck u.a.; 131 Min.
Ein paar Worte zu Brad Pitt: Der Liebling der Mädchenmassen hat's im letzten Jahr nicht leicht gehabt. Zunächst löste Gwyneth Paltrow die Verlobung und brach dem netten Jungen das Herz. Dann kam Playgirl. In der August-Nummer waren Aktaufnahmen (frontal nudity!) von Pitt und seiner Ex- Verlobten abgedruckt worden, die ein Paparazzo vor zwei Jahren heimlich geschossen hatte. Pitt klagte und ein US-Gericht ordnete an, alle Exemplare des Heftchens einzuziehen und zu vernichten. Und schließlich „Sieben Jahre in Tibet“. Der Film wird einfach das Stigma der Nazi- Verharmlosung nicht los. Der 84jährige Heinrich Harrer („Hätte ich wissen müssen, daß Hitler ein Verbrecher wird?“), dessen Expedition der Film dramatisiert, will sich zum Entsetzen des Wiesenthal Centers nicht zu einer Distanzierung von seiner SA- und SS-Vergangenheit durchringen. Columbia-Manager reagierten auch nicht gerade sensibel und kommentierten geschmacklos: „Diese Enthüllung ist nur ein Steinchen auf unserer Straße des Erfolges.“ Armer Brad Pitt. Und nun zum Film:
Jean-Jacques Annaud („Der Bär“) erweist sich wieder einmal als Garant für optisch opulentes Kino. Kein Wunder, bei dem Thema: Während einer Himalaja-Expedition gerät der österreichische Bergsteiger Heinrich Harrer 1939 in Gefangenschaft. Unter großen Anstrengungen gelingt ihm die Flucht nach Tibet. Während dort der Schatten des übermächtigen Nachbarn China kriegerisch droht, findet Harrer in der Freundschaft mit dem jungen Dalai Lama seinen Frieden. Amen!
Annaud schildert das tibetische Leben aus westlicher Sicht. Es menschelt allerorten in diesem märchenhaften Land. Und Harrer ist eine Mischung aus Indiana Jones und Jesus Christus. Nazi-Vergangenheit? Nicht doch! Hollywoods Helden sind sauber.
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