: Sieben Jahre Krieg im „glücklichen Tal“
■ In Kaschmir herrscht Krieg. Touristen kommen leicht zwischen die Fronten
Leben sie noch, oder sind sie längst tot? Kein Ereignis hat dem Kaschmirkonflikt soviel Beachtung eingebracht wie die Verschleppung von fünf westlichen Touristen, darunter der Erfurter Dirk Hasert. Über ein Jahr nach der Entführung widersprechen sich die Gerüchte über das Schicksal der Rucksacktouristen. Bisher wurde nur die Leiche von Hans- Christian Oströ gefunden. Seine Entführer hatten den Norweger enthauptet.
Am Wochenende zitierte die Nachrichtenagentur UNI erst den Gouverneur des indischen Bundesstaates Jammu-Kaschmir, mit den Worten, die restlichen vier Geiseln seien von Dorfbewohnern gesehen worden. Einen Tag später hieß es dann, er sei mißverstanden worden. Der Gouverneur habe nur darauf hinweisen wollen, daß es über das Schicksal der Geiseln unterschiedliche Angaben gebe.
Die Touristen sind zu Opfern in einem blutigen Regionalkonflikt geworden – mitten in einer der schönsten Landschaften der Welt. Das „glückliche Tal“ nannten die britischen Kolonialherren die Gegend. Doch seit sieben Jahren herrscht dort Krieg. Der Konflikt ist ein Ergebnis der Trennung Indiens von Pakistan. Als die britische Regierung 1947 ihr indisches Imperium entließ, entstanden zwei Staaten: das mehrheitlich von Hindus bewohnte Indien und das muslimische Pakistan. Doch in Kaschmir herrschte ein hinduistischer Maharadscha über eine Bevölkerung, die zu 80 Prozent aus Muslimen bestand – er konnte sich für keinen der beiden Staaten entscheiden. Kaschmir blieb zwei Monate unabhängig. Erst als pakistanische Kämpfer einfielen, entschied sich der Maharadscha für Indien. Delhi schickte die Armee.
Weil sich 1987 bei Wahlen der Sieg der für die Loslösung Kaschmirs von Indien eintretenden Opposition abzeichnete, ließ die Zentralregierung die Ergebnisse fälschen. Die „Jammu und Kaschmir Befreiungsfront“ griff zu den Waffen. Über 30.000 Tote hat der Krieg mittlerweile gekostet. taud
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