…WAS MACHT EIGENTLICH ... die Goldelse? : Sich aufhübschen lassen
Einen unwirtlicheren Ort gibt es in Berlin wohl kaum. Tag für Tag harrt die Goldelse auf der zugigen Spitze der Siegessäule aus. Man kann es ihr nicht verübeln, dass sie etwas angeschlagen ist. Im Gegenteil: Man sollte sich freuen, dass sie auf ihren maroden Flügeln noch nicht hinuntergesegelt ist auf den Großen Stern.
Denn folgenden Restaurierungsbedarf sieht die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung bei der Siegessäule: Zunächst muss Viktoria alias Else zu drei Viertel neu vergoldet werden. Aber das ist nur eine Frage der Optik. Es geht auch an die Substanz: Die Verschraubungen der Bronzebleche an den Flügeln sind teilweise gebrochen. Am Säulenschaft ist der Mörtel schadhaft, auch die Fugen zwischen den Sandsteinen müssen ausgebessert werden. Außerdem sind die mit Blech ummantelten Kanonenrohre rostig.
Okay, Berlin geht es schlecht. Aber so schlecht dann doch nicht. Die Siegessäule, die an die gewonnenen Kriege Preußens gegen Dänemark und Frankreich erinnert, wird renoviert, mit Fördermitteln des Landes, aber auch des Bundes und der EU. Nicht um alte Triumphgefühle wiederzubeleben, sondern weil die Siegessäule zu Berlin gehört wie das Brandenburger Tor.
Keine anständige Frau lässt sich in aller Öffentlichkeit aufhübschen. Während der Bauzeit soll ein Gerüst mit „dezenter Werbung“ die Säule samt Else verhüllen. Wie lange die Sanierung dauern wird? „Bis 2009“, sagt die Verwaltung. Und: „Vermutlich“. ALL FOTO: AP