Shrek: Mehr vom Gleichen
Nichts Neues im Königreich "Weit weit weg": Shrek 3 setzt auf bewährte Rezepturen. Originalität wäre gefährlich für die gut eingeführte Marke.
H interher muss man sich eingestehen: Die Enttäuschung ist wahrscheinlich einkalkuliert. Das hat "Shrek der Dritte" mit der Flut der Sequels, die derzeit die Kinos überschwemmt, gemeinsam. Die Macher verlassen sich ganz auf die eingeführte Marke. "Shrek" und "Shrek 2" waren so erfolgreich, dass für die Fortsetzung gar nicht weiter um Publikum geworben werden muss. Es werden schon genug Zuschauer auftauchen, scheinen sie sich gesagt zu haben, was braucht es da an originellen Ideen. Und dem Fan muss es fast so vorkommen, als würde ihm von der Leinwand aus entgegengehalten: Du wolltest es schließlich nicht anders!
Das stimmt gewissermaßen. Der eine oder andere mag so reif und erwachsen sein, dass er, wenn ihm etwas gefällt, den kindlichen Wunsch nach mehr davon unterdrücken kann. Alle anderen aber lassen sich durchaus verführen von der Frage: Wie wird es wohl weitergehen im Königreich "Weit weit weg"? Und "Shrek der Dritte" beginnt mit einer Idee, die den Charme der Marke "Shrek" ein weiteres Mal auf den Punkt zu bringen verspricht: Ironisierung der Popkultur durch wildes Zitieren außerhalb der richtigen Kontexte. Im konkreten Fall heißt das: Der von Prinzessin Fiona abgewiesene Prinz Charming muss sich seinen Lebensunterhalt als "Prinz Charming"-Darsteller auf drittklassigen Theaterbühnen verdienen. Das ist ganz schön erniedrigend. In einer dunklen Spelunke kommt ihm schließlich die finstere Idee, die Erniedrigten und Beleidigten der Märchen- und Disney-Filme zum Aufstand anzustiften: Gerechtigkeit für die Bösen! Das wär' doch mal was.
Leider scheinen die Produzenten an dieser Idee nicht denselben Gefallen gefunden zu haben. Das zeigt der Mangel an hervorgehobenen Persönlichkeiten auf der Seite der bösen Figuren: Da gibt es einen bösen Baum und eine böse Königin, und es gibt den von Peter Pan ausgetricksten Captain Hook, aber von Aschenputtels zwei hässlichen Schwestern ist bereits eine auf die Seite der Guten übergelaufen. Dort schlägt zur selben Zeit das Schicksal gleich zweifach zu: Zum einen stirbt Froschkönig Harold, und Shrek sieht sich gezwungen, entweder selbst das Amt zu übernehmen oder einen geeigneten Nachfolger zu finden. Zum andern ist die gute Fiona schwanger. Spätestens da beschleicht einen der Verdacht, dass man es so genau doch nicht hat wissen wollen, das mit dem Weitergehen
Vor dem endgültigen Abdriften ins Sitcom-Genre aber begeben sich Shrek und seine zwei treuen Begleiter, Gestiefelter Kater und Quasselnder Esel, auf die Suche nach Arthus, den Cousin von Fiona. Sie finden ihn in einer Art Zauberschule à la "Harry Potter", in der es zugeht wie an jeder High School im amerikanischen Film: Zickenkampf und andere grausame Teenie-Spielchen. Aber auch auf diese Idee lässt sich der Film nicht richtig ein. Kaum angekommen, fahren sie mit dem noch nicht ganz zum künftigen König gereiften Jüngelchen auch wieder ab. Unterwegs allerdings stoßen sie auf einen zum New-Age-Guru gewandelten Merlin, der mit bestens auf Zeitgeist getrimmten Sprüchen für einige der kurzweiligsten Momente im Film sorgt.
In der Parallelhandlung formiert sich derweil im Kampf gegen Prinz Charming und sein Heer der Bösen Fionas Zicken-Hofstaat zur Partisanentruppe. Auch das klingt zunächst vielversprechend, besteht der doch aus so illustren und widersprüchlichen Frauengestalten wie Schneewittchen, Dornröschen, Rapunzel, Aschenputtel und besagter hässlicher Schwester. Letztere trägt unverkennbar männliche Züge, aber zum Ausspielen der Transen-Idee fehlt dem Film der Mut; in Amerika hätte ihn das wahrscheinlich die Kinderfreigabe gekostet. Außerdem will man nicht originell sein, schließlich handelt es sich ja bloß um den dritten Teil eines eingeführten Erfolgsmodells.
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