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Timbuktu F/MR 2014 R: Abderrahmane Sissako, D: Hichem Yacoubi, Abel Jafri

Der französisch-mauretanische Film geht von einem aktuellen Konflikt aus: Die malische Stadt Timbuktu war 2012 in die Gewalt islamistischer Rebellen geraten; einige Monate später konnten Regierungstruppen –mit französischer Unterstützung –sie zurückerobern, aber der Konflikt schwelt weiter. Abderrahmane Sissako hat aus der Episode keinen Bürgerkriegsfilm gemacht, auch keinen Politthriller, sondern eine vielstimmige Allegorie, die von der langsamen Ermüdung einer Gesellschaft erzählt. Der Regisseur besteht darauf, dass das Leben, soziales wie natürliches, sich niemals widerstandslos den rigiden Regelsystemen der Islamisten fügen werde; dass es Wege finden werde, sich zu entfalten –wenn man nur genau genug hinschaut.

Do, 19 Uhr, Metropolis, Hamburg

Mein Name ist Joe GB 1998 R: Ken Loach, D: Peter Mullan, Louise Goodall

Das Beste an dieser Fußballmannschaft sind die Namen auf den Trikots: Müller, Overath, Netzer –was einst eine glorreiche deutsche Nationalmannschaft gewesen wäre, gewinnt in der schottischen Bezirksliga nicht ein Spiel. Statt in den deutschen 1970er- spielt „My Name is Joe“ in den schottischen 1990er-Jahren, und der Franz Beckenbauer dieses Films ist ein glatzköpfiger Dicker, der unbeholfen über das Spielfeld kullert. Man muss schon ein feiner Kerl sein, wenn man solche eine Mannschaft trainiert. Joe ist Alkoholiker, seit mehreren Jahren trocken, aber immer droht der Rückfall. Er lebt von der Sozialhilfe, und wenn er mal schwarz eine Wohnung tapeziert, wird er prompt erwischt. Mit einer Mischung aus Sozialportrait und gefühlvoller Erzählung knüpft Regisseur Ken Loach hier an seine besten Filme an.

Do, 22 Uhr, B-Movie, Hamburg

Aelita –Der Flug zum Mars UdSSR 1924 R: Jakow ProtasanowD: Julija Solnzewa, Igor Ilijnski

Der selten gezeigte Stummfilm erzählt von vergangenen Zukunftsvorstellungen: Inmitten futuristischen Dekors, das den Vergleich mit dem kapitalistischen Klassenfeind nicht zu scheuen brauchte, geht es um interstellare Verwicklungen, nachdem sich die Mars-Herrscherin in einen Ingenieur von der Erde verliebt.

mit Live-Musikbegleitung von Willem Strank: So, 19 Uhr, Kino in der Pumpe, Kiel

Round Midnight F 1986 R: Bertrand Tavernier, D: Dexter Gordon, François Cluzet

Für Woody Allen war er „der beste schauspielernde Nichtschauspieler aller Zeiten“: Der Jazzmusiker Dexter Gordon spielt den genialen Tenorsaxophonisten Dale Turner, eine Mischung aus den echten Vorbildern Charlie Parker und Bud Powell. Er versucht 1959 in Paris seine Dämonen zu besiegen: Alkohol und Heroin; Hilfe bekommt er von einem französischen Fan. Der Film ist eine große Liebeserklärung an den amerikanischen Jazz, wie sie nur ein Franzose machen konnte. Besonders gelungen sind die live eingespielten Aufnahmen Gordons und anderer Jazzern, darunter Herbie Hancock und Wayne Shorter.

Fr, 20. 15 Uhr, Kino im Künstlerhaus Hannover

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