Shakira ist "Mensch des Jahres 2011": Zwischen Loge und Slum
Für ihr soziales Engagement ist die Sängerin als "Mensch des Jahres 2011" ausgezeichnet worden. Gabriel García Marquez ist großer Fan von ihr. Tschetscheniens Despot Kadyrow aber auch.
Als Botschafterin Kolumbiens hat Gabriel García Márquez, Kolumbiens Literaturikone, Shakira bezeichnet. Der 84-jährige Gabo ist ein Fan des 34-jährigen Energiebündels aus Barranquilla. Nicht nur weil sie mit ihrem erfolgreichen Latin-Pop für positive Schlagzeilen abseits von Bürger- und Drogenkrieg sorgt, sondern auch weil sie sich ähnlich wie der Elder Statesman der Literatur für ein anderes, ein besseres Kolumbien engagiert.
"Pies Descalzos" - "Barfuß" heißt ihre Stiftung. Die hat sie nach ihren ersten Erfolgen 1997 im Alter von gerade mal 20 Jahren gegründet, um Schulen zu bauen. In Elendsvierteln wie Altos de Cazucá am Rande Bogotás, in ihrer Heimatstadt Barranquilla oder in abgelegenen Regionen wie dem Chocó. Kindern eine Chance geben, das ist ihr Ziel. Mit der Stiftung und anderen wohltätigen Projekten will Shakira etwas von ihrem Glück abgeben. Das hat sie sich geschworen, als sich der Erfolg einstellte. Für den hat Shakira Mebarak, die Tochter eines libanesischen Juweliers und einer Kolumbianerin mit katalanischen Wurzeln, auch hart gearbeitet.
Tanz- und Gesangstil, ihr Markenzeichen, hat sie minutiös vor dem Spiegel einstudiert, und anders als viele Kolleginnen am Pop-Firmament schreibt sie ihre Stücke auch selbst. Die sind manchmal deutlich kritischer als die Latin-Pop-Hymnen vermuten lassen. So ist ihr Hit "Octavo Dia" ein Kritik an der Korruption von Kirche und Politik.
Eine weniger bekannte Seite der Sängerin, die derzeit Schlagzeilen mit ihren Besuchen im Stadion des FC Barcelona macht. Mit dessen Verteidiger Gerard Piqué ist sie liiert und regelmäßig in der Loge der Familie zu sehen. Ihrem sozialen Engagement tut das keinen Abbruch, an Besuchen an ihren Schulen und im Rahmen ihrer Arbeit als Unicef-Botschafterin hat sie festgehalten. Weniger typisch für die agile Sängerin, die als "Mensch des Jahres 2011" bei den Latin Grammy Awards ausgezeichnet werden soll, ist jedoch ein Auftritt im Oktober. Da soll sie zu Ehren des tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrow in Grosny auftreten. Dessen Kampfverbände haben einen ähnlich blutrünstigen Ruf wie die Paramilitärs in ihrer eigenen Heimat. Ein Fehler, der sich noch korrigieren lässt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Antisemitismus in Berlin
Höchststand gemessen
Rauchverbot in der Europäischen Union
Die EU qualmt weiter
Wirkung der Russlandsanktionen
Der Rubel rollt abwärts