Sexueller Missbrauch in der Kirche: Papst räumt Fehler ein
Zu Beginn seiner Großbritannien-Reise bedauert Papst Benedikt XVI. den Umgang der Kirche mit sexuellem Missbrauch. Die Enthüllungen seien ein Schock gewesen.
LONDON dpa/afp | Papst Benedikt XVI. hat zum Auftakt seiner umstrittenen Reise durch Großbritannien Fehler seiner Kirche im Umgang mit sexuellem Missbrauch eingeräumt. Die Kirche sei nicht wachsam genug gewesen, und man habe auch nicht schnell und entschieden genug gehandelt, als der Skandal offenkundig geworden sei, räumte Benedikt noch auf dem Flug von Rom nach Edinburgh ein.
Papst-Gegner in Großbritannien hatten im Vorfeld des viertägigen Besuches neben den hohen Kosten des Besuchs für den britischen Steuerzahler auch kritisiert, der Papst gehe nicht entschieden genug gegen die Täter innerhalb der Kirche vor. Benedikt sagte, die Enthüllungen seien für ihn ein Schock gewesen und hätten ihn tieftraurig gestimmt: "Denn man kann schwer verstehen, wie diese Perversion des Priesteramtes möglich gewesen ist."
Am Vormittag war das Oberhaupt der katholischen Kirche in Edinburgh gelandet. Unmittelbar nach der Ankunft empfing Queen Elizabeth II. den Staatsgast in ihrer schottischen Residenz Holyrood. Die Queen, die auch offizielles Oberhaupt der protestantischen Church of England ist, unterstrich die Bedeutung konfessionsübergreifenden Dialogs. "Religion war immer ein wesentliches Element nationaler Identität und historischen Selbstverständnisses. Das macht die Beziehung unterschiedlicher Glaubensrichtungen auch zu einem fundamentalen Faktor zwischenstaatlicher Kooperation", sagte sie.
Der Papst wird bis Sonntag in Großbritannien bleiben und unter anderem mit Premierminister David Cameron und dem anglikanischen Erzbischof von Canterbury zusammentreffen. Nur etwa jeder zehnte Brite ist Katholik.
Am Sonntag will der Papst zum Abschluss der Reise den britischen Theologen John Henry Newman seligsprechen. Newman war im 19. Jahrhundert vom anglikanischen zum katholischen Bekenntnis übergetreten.
Neben den Missbrauchsfällen wurde der Papst-Besuch von einem Focus-Interview überschattet, in dem der emeritierte deutsche Kurienkardinal Walter Kasper Großbritannien als "Land der Dritten Welt" bezeichnete und von einem "aggressiven Atheismus" in dem Land sprach. Die katholische Kirche von England und Wales distanzierte sich von den Äußerungen des Deutschen und erklärte, diese repräsentierten nicht die Sicht des Vatikan oder der Katholiken ihres Landes.
Die viertägige Visite ist der erste offizielle Staatsbesuch eines Oberhaupts der katholischen Kirche im Vereinigten Königreich seit fast 500 Jahren.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Prognose zu Zielen für Verkehrswende
2030 werden vier Millionen E-Autos fehlen
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Fußball-WM 2034
FIFA für Saudi-Arabien
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins