Sexberater der Bravo gestorben: „Dr. Sommer“ antwortet nicht mehr
„Mein Penis bewegt sich von selbst, ist das normal?“ Fragen wie diese beantwortete Deutschlands berühmtester Sexualaufklärer seit 1969: Dr. Sommer.

DÜSSELDORF/ MÜNCHEN dpa | Der als „Dr. Sommer“ bekannte Sexualaufklärer Martin Goldstein ist tot. Der Psychotherapeut und Autor starb in der Nacht zum Freitag im Alter von 85 Jahren in einem Düsseldorfer Hospiz, wie seine Familie mitteilte.
15 Jahre lang beriet Goldstein in Deutschlands größter Jugendzeitschrift Bravo die junge Leserschaft in Fragen zu Liebe, Sex und Zärtlichkeit. Goldstein starb den Angaben zufolge nach langer schwerer Krankheit im Beisein seiner drei Kinder und seiner Lebensgefährtin.
Goldstein war der erste, der unter dem Namen „Dr. Sommer“ Jugendlichen Rat in Sachen Sex gab. Die Bravo trauert: „Martin Goldstein und unsere Aufklärungsmarke sind seit 1969 untrennbar miteinander verbunden“, erklärte Chefredakteur Alex Gernandt in München. Goldstein sei ein „Revolutionär“ gewesen, als er „die Ära Dr. Sommer“ begründete. „Mutig und zukunftsorientiert mit Herz und Seele“ habe er sich auf Augenhöhe mit den Jugendlichen, ihren Sorgen und Ängsten auseinandergesetzt. „Als erster Bravo-Aufklärer der Nation hat er die Fragen der Jugendlichen beantwortet, in dem er die Dinge beim Namen genannt hat, ohne zu zensieren."
Seit mehr als 40 Jahren ist das „Dr. Sommer Team“ fester Bestandteil der Bravo und beantwortet Fragen von Jugendlichen rund um Liebe und Sex. Aktuell kümmern sich nach Angaben des Bauer-Verlages drei Mitarbeiter im Team um die Fragen der jungen Leute.
„In einer Gesellschaft, in der Sexualität und Nacktheit allgegenwärtig sind, und das Internet Zugang zu jeder Menge Informationen bietet, brauchen Heranwachsende Orientierung und Antworten auf ihre persönlichen Fragen“, sagte Gernandt. „Sie haben die gleichen Sorgen, Nöte und Unsicherheiten, wie hunderttausende Jugendliche vor ihnen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Deutsche Nahostpolitik
Deutschland muss Israel mit Sanktionen drohen
Messerangriff im Hamburger Hauptbahnhof
Mutmaßliche Täterin wohl psychisch krank
Astronautin Rabea Rogge über Mission
„Raumfahrt sollte für alle da sein“
Wirtschaftsministerin Katharina Reiche
Energisch, ostdeutsch, konservativ
Autor Lebedew über russische Opposition
„Russland muss dekolonisiert werden“
CDU und Linkspartei
Die Befreiung vom Hufeisen