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Serbischer Luftangriff in Bosnien

■ Serbenhochburg Pale unter bosnischem Beschuß / Meinungsverschiedenheiten zwischen Rußland und den USA über neuen Friedensplan / Bundesregierung: Deutsche Urlauber sollen Kroatien verlassen

Zagreb/Bonn (dpa/rtr/AP/taz) – Drei serbische Kampfflugzeuge aus der Krajina haben Stellungen der Kroaten in Bosnien angegriffen. Dies teilte das UN-Hauptquartier in Zagreb mit. Dabei sei vor allem die Region um den Grenzort Strmica, 20 Kilometer östlich der selbsterklärten Krajina- Hauptstadt Knin, unter Beschuß gekommen. Die Ortschaft selbst soll sich noch unter Kontrolle der Serben befinden. Strmica liegt an der Hauptversorgungsstraße der Krajina-Serben, die Knin mit den serbischen Gebieten in Bosnien verbindet. Diese wichtige Route war von kroatischen Verbänden am vergangenen Freitag bei einer Offensive unterbrochen worden. Nach Augenzeugenberichten wurde auch die Serben-Hochburg Pale östlich von Sarajewo mit Artillerie beschossen. Ein Reuter- Korrespondent zählte vier Einschläge.

Am Rande der Asean-Konferenz in Brunei hat sich US-Außenminister Warren Christopher nach Angaben aus US-Regierungskreisen gegen einen neuen Friedensplan für Bosnien ausgesprochen. Zuerst müßten die aufständischen Serben konkrete Schritte zur Einstellung der Kämpfe unternehmen, hieß es aus Kreisen der Christopher-Delegation nach einem Gespräch mit seinem russischen Amtskollegen Andrej Kosyrew. Kosyrew habe auf eine rasche Annahme des neuen Plans von EU- Vermittler Carl Bildt gedrängt. Dieser Plan bietet der Regierung in Belgrad eine Lockerung der internationalen Sanktionen an, wenn sie Bosnien-Herzegowina anerkennt. Zudem sollen die Grenzen zwischen dem Territorium der bosnischen Serben und Serbien geschlossen werden.

Kosyrew beschuldigte Kroatien, mit der Entsendung von Truppen nach Westbosnien internationale Grenzen verletzt zu haben. Christopher verwies darauf, daß die jüngsten Aggressionen von den bosnischen Serben ausgegangen seien.

Die Bundesregierung hat gestern deutsche Urlauber in Kroatien zum Verlassen des Landes aufgefordert. Es bestehe die Gefahr, daß die Kampfhandlungen in Bosnien-Herzegowina sich auf Kroatien ausweiteten, erklärte das Auswärtige Amt am Dienstag in Bonn. Als besonders gefährdet nannte es die Festlandküste entlang der Linie Rijeka-Zadar-Sibenik-Split-Dubrovnik sowie die Inseln zwischen Split und Dubrovnik und die größeren Städte einschließlich der Hauptstadt Zagreb. Reisende sollten diese Gebiete „möglichst über Fährverbindungen nach Italien“ verlassen oder über den nächstgelegenen Grenzübergang im Norden ausreisen. Keine Bedenken gibt es gegen Reisen nach Slowenien.

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