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Serben zerteilen UN-Schutzzone Bihać

■ Bosnische Stadt eingekesselt / Dramatische Versorgungslage / UN-Konvoi mit Nachschub für Blauhelme aus Bangladesch eingetroffen / Neuer Hilferuf der bosnischen Regierung an die Nato

Sarajevo/Berlin (AP/Reuter/taz) – Die bosnischen Serben haben die umkämpfte Stadt Bihać gestern nahezu eingeschlossen. Ein UN-Sprecher berichtete von heftigem serbischem Artilleriefeuer in der Nähe von Gata, das zehn Kilometer südlich der nordwestbosnischen Stadt liegt. Die Lage in der Stadt selbst nannte er „sehr ernst“. UN-Sprecherin Claire Grimes sagte in Zagreb, die Schutzzone Bihać sei inzwischen zerteilt: Die Serben würden den Süden halten, im Norden stünden bosnische Regierungstruppen. Vom Westen her stoßen serbische Verbände auf Bihać vor.

Nach Einschätzung militärischer Beobachter wollen die Serben dem 5. Corps der bosnischen Regierungsarmee offenbar eine entscheidende Niederlage beibringen. Der bosnische Ministerpräsident Silajdžić hat einen erneuten Hilferuf an die Nato gerichtet, die Angriffe der Serben zu stoppen. Die vom 5. Corps verteidigte letzte Höhe vor Bihać sei verlorengegangen. UN-Vertreter gehen aber davon aus, daß es den Serben nicht um die Eroberung von Bihać geht.

Während sich die bosnische Führung gestern um einen Waffenstillstand bemühte und die 16 Nato-Botschafter in Brüssel zu einer Dringlichkeitssitzung über ihr weiteres Vorgehen in Bihać zusammenkamen, verschlechterte sich die Lage der eingeschlossenen Menschen dramatisch. Nach UN-Angaben halten sich derzeit 48.000 Menschen in der Stadt selbst auf; in dem Kessel von Bihać leben rund 150.000 bis 200.000 Menschen.

Zwar traf gestern abend ein Konvoi der UNO mit Nachschub in Bihać ein – doch Nahrungsmittel, Treibstoff und medizinisches Material gehen ausschließlich an die 1.127 Blauhelm-Soldaten aus Bangladesch, die in dem Kessel festsitzen. Darauf hatte der Führer der kroatischen Serben, Milan Martić, bei seinen Unterhandlungen in Belgrad mit dem UNO-Sonderbeauftragten Yasushi Akashi über freies Geleit insistiert. In Bihać werden Lebensmittel und Arzneimittel knapp. In Gesprächen über Funktelefon berichten Einwohner der Stadt, es gebe täglich noch etwa 70 Gramm Reis zu essen. In den Krankenhäusern fehlten dringend notwendige Medikamente, um die zahlreichen Verletzten zu behandeln. In den Straßen lägen Tote und Sterbende.

Auch in der Innenstadt von Sarajevo schlugen gestern wieder Granaten ein, eine davon in der Nähe des Hauptquartiers des UN-Flüchtlingskommissariats. Die UN-Truppen befinden sich in höchster Alarmbereitschaft. Seite 3

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