Selbstständig ist die Frau

Das Weiterbildungsprogramm Karrierezeit weist Frauen den Weg in den Arbeitsmarkt. Der führt durch die Tiefen des virtuellen Raums – und mit viel Engagement und Geld vielleicht sogar bis zu einem international anerkannten Abschluss

von MAXIMILIAN PROBST

Frauen können einfach alles: sozial kompetent sein, auf dem Arbeitsmarkt Erfolg haben und nebenher noch Kinder bekommen. So sieht es zumindest Frank Schirrmacher in seinem Bestseller „Minimum“. Darin erblickt er in Frauen den Rettungsring einer Gesellschaft, die dabei ist, moralisch, ökonomisch und demographisch Schiffbruch zu erleiden.

Die Vorteile der Frauen hat auch das Projekt „Karrierezeit“ entdeckt, ein Internet-Studienprogramm für Frauen, die ihre Elternzeit zur Weiterbildung nutzen wollen. Optimistisch heißt es da: „Krisenerprobte Mütter erobern mit Organisationstalent und starken Nerven den Markt der jungen Unternehmen.“

Damit das nicht leere Worte bleiben, bietet Karrierezeit Business-Kurse an. Die klangvollen Titel: „Einführung in die Arbeits- und Organisationspsychologie“, „Recht: Vertrag und Prozess“, „Karriereplanung für Mütter“ und in englischer Sprache „Aspects of Management in a Modern Organization“.

Karrierezeit ist eine Art Tochtergesellschaft der Hamburger Hochschulen. Das Programm wurde initiiert von der Arbeitsstelle für Wissenschaftliche Weiterbildung der Universität Hamburg und dem Multimedia Kontor Hamburg, einem Joint Venture der Hamburger Hochschulen, das digitale Lernmodule für die akademische Bildung entwickelt. Deren Dienste sind in Zeiten von Studiengebühren nicht umsonst zu haben: 600 Euro kostet ein Kurs. Die Teilnehmerinnen lernen an Online-Modulen und tauschen sich in Chat-Rooms aus. Am Ende des Kurses kommen sie in Echtzeit zusammen und präsentieren ihre Arbeitsergebnisse. Im Vordergrund steht aber die virtuelle Teamarbeit. In Gruppen um die vier Personen erarbeiten die Teilnehmerinnen von einem Tutor angeleitet Lösungsansätze zu Fallproblemen. „Der Austausch im virtuellen Raum hat bestens geklappt“, sagt Birgit Steves, eine der ersten Absolventinnen. „Wir kamen alle aus verschiedenen Fachgebieten und haben uns optimal ergänzt.“

Die Leiterin des Projekts, Claudia Musekamp, sieht in der Nutzung des Internets als Plattform für Kommunikation ein Zukunftsmodell. „Diese Art des Austauschs und Lernens, die wir mit unseren Online-Studienangeboten fördern, kommt dem Berufsleben heute am nächsten.“ Denn zusehends wichtiger werde es, flexibel mit Zeit umzugehen und sich ortsübergreifend zu organisieren. Dass sich zugleich in Unternehmen der Führungsstil von einem funktionalen und hierarchischen zu einem dialog- und teamorientierten wandelt, legt nahe, in Frauen mit Kindern die neue Avantgarde des Berufslebens zu erkennen.

Ab Herbst 2006 möchte Karrierezeit die Kurse auch für Frauen ohne Kinder anbieten. „Viele Frauen haben andere Verpflichtungen, die ein zeit- und ortsunabhängiges Fortbildungsangebot für sie interessant machen – sei es die Pflege eines Elternteils oder ehrenamtliches Engagement“, erklärt Musekamp.

Wer viel Zeit und Geld mitbringt, kann weit kommen: Eingebettet ist Karrierezeit in das E-Learning-Programm OLIM, was für „Online Lernen im Management“ steht. Dessen Zertifikate werden von Europas größter Fernuniversität, der Londoner Open University, für den MBA (Master of Business Administration) anerkannt. Knapp die Hälfte der nötigen Studienleistungen lassen sich über Karrierezeit und OLIM erbringen.