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Archiv-Artikel

Seilschaften

„Familienbande“ ist der zweideutige Titel einer Filmreihe des Filmmuseums Potsdam (Marstall am Lustgarten). Es geht nämlich nicht nur um Verwandtschaftsverhältnisse vor, sondern auch solche hinter der Kamera. So wird unter anderem das psychologische Drama Europa (Italien 1952) von Roberto Rossellini gezeigt (12. + 13. 8. 20.10 Uhr). Dessen damalige Frau, Ingrid Bergmann, spielt darin eine mondäne Amerikanerin, die in Rom erst den Selbstmord ihres Sohnes verkraften muss, dann die ihr gänzlich fremde Welt eines kommunistischen Cousins kennenlernt, sich daraufhin von ihrer Familie entfremdet und schließlich von dieser zwangspsychiatrisiert wird. Die Verbindung zum nächsten Film, Blue Velvet (USA 1985, 11. 8. 20 Uhr, 12. 8. 18 Uhr) ist Isabella Rossellini, die 1952 geborene Tochter der beiden Stars. Die Legende besagt, dass ihr der Regisseur David Lynch in einem New Yorker Café zufällig begegnete und von der Ähnlichkeit zwischen Rossellini und der Bergmann so verblüfft war, dass er sich vorstellen ließ. Die beiden wurden ein Paar, privat und beruflich. Ergebnis dieser Beziehung war eben jener oscarnominierte Film über die Suche nach den Hintergründen einer Ohramputation, einer Entführung und der Suche nach dem privaten Glück, das letztendlich… ach, Familienbande eben.