: Sehr knapp berichtet
■ betr.: „Polizei lieferte sich Stra ßenschlacht mit Jugendlichen“, taz vom 25. 7. 96
War es Zufall, daß die taz über die Ausschreitungen überwiegend türkischer Jugendlicher und junger Erwachsener in der Nacht zum Mittwoch, den 24. 7. 96 in Neukölln nur sehr knapp berichtete? In der kurzen Meldung findet sich zum Beispiel kein Hinweis auf die große Aggressivität, mit der bestimmte, vorwiegend türkische Jugendliche bei der Straßenschlacht gegen die eingesetzten Polizisten vorgingen. Es findet sich weiter kein Hinweis darauf, daß die Gegend um den Körnerpark schon seit einiger Zeit unter dem Problem ausgesprochen aggressiver türkischer Jugendlicher zu leiden hat. Dergleichen konnte man in anderen Zeitungen nachlesen, die ebenfalls nicht in dem Ruf der Fremdenfeindlichkeit stehen (zum Beispiel Tagesspiegel).
Kann die Kürze der Berichterstattung etwas damit zu tun haben, daß in den Augen mancher Linksintellektueller ein Ausländer per se ein besserer Mensch ist und allenfalls dann zur Gewalt greift, wenn er Opfer rechtsradikaler Gewalt zu werden droht?
Auch wenn es manchmal schwerfällt: Jede in dieser Stadt lebende Gruppe (die Deutschen sind da nicht ausgenommen) hat einen kriminellen Bodensatz. Dort, wo dies virulent wird, sollte darüber berichtet werden; egal ob es sich um deutsche Faschos, Hooligans, arabische Jugendbanden oder aggressive junge Türken handelt. Die Berichterstattung sollte jeweils mit gleicher Elle erfolgen.
Im übrigen: Machen Sie weiter. Berlin braucht eine linke, witzige Tageszeitung mit der Fähigkeit zur Selbstironie. Gerade als konservativ veranlagter Mensch freue ich mich immer wieder über Ihre witzig aufgemachten Artikel, in denen Sie alles und jedes aufs Korn nehmen. Jörg Lehnert
Anmerkung der Redaktion: Eine längere Reportage ist in Vorbereitung.
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