: Segen und Fluch des Buchs
Ein gutes Buch, das weiß ein jeder,ein Buch in Leinen oder Leder, ein gutes Buch am rechten Platz: ein Stück Kultur, ein echter Schatz. Ein gutes Buch kann deinem Leben Zufriedenheit und Freude geben. Zum Beispiel kommt der Thomas Mannbeim Hosenmatz ganz prima an. Weil dessen Sprachkraft ihn bewegt: Drei Bände untern Po gelegt, schon hebt’s ihn mühelos zum Tisch. Nur ungern sitzt er auf Max Frisch. Ich nehme an, weil dieser sehr, sehr hart ist … schon vom Inhalt her. So prägt das Buch Persönlichkeit. Auch nützt es mir von Zeit zu Zeit:Fehlt ein bestimmtes Möbelstück, greif gern auf Klassik ich zurück. Der Fernseher steht wunderbar auf Schiller. Dem Gesamtwerk, klar. Wenn das fürn Flachbildschirm zu schmal is, helf ich mit Tieck nach und Novalis. Als Tisch für Fax und Telefon: nur Goethe. Leipz’ger Edition. In Leder. Das hat Klasse, Stil. Doch was man leider oft vergisst:Ein Buch ist nicht nur viel Papier, es führt direkt von mir zu dir. Ein Streit? Du löst ihn elegant, hast gerade du den Kant zur Hand. Der wirkt, gezielt zum Kopf geschmissen – Zack! – von der Beule aufs Gewissen. Besonders sicher trifft man noch mit Habermas und mit Ernst Bloch. Denn den sozialen Utopien kann keiner ungestraft entfliehen. Dagegen nimmt statt eines Luhmann am besten gleich den rechten Schuh man. Und dialektischer als Hegel wirkt jeder Knüppel oder Schlägel. Wir sehn: Das Buch ist unentbehrlich. Kann man es je ersetzen? Schwerlich. Sie ham noch keins? Dann heißt es laufen, um eins, vielleicht auch zwei zu kaufen. Es sind so viele hinterher. Und bald, bald gibt es keine mehr.
Klaus Pawlowski