TAG AM WASSER : Seewurstalarm!
Am Freitag, so hieß es vor einigen Wochen, sollte schlechtes Wetter sein und am Samstag gutes. Deswegen waren L. und ich auch nicht am Freitag an die Havel gefahren, sondern am Samstag – mit der Konsequenz, dass es Freitag, abgesehen von einem Starkregenguss in den Morgenstunden, ziemlich superes Wetter hatte, am Samstag aber permanent dunkle Wolken über den blauen Himmel ziehen, aus denen es auch mal schauert, zumindest in Zehlendorf (oder ist das schon Grunewald?). Aber wir haben ja unsere rückseitig kunststoffbeschichtete Schottenkaromuster-Picknickdecke dabei (Karstadt, 10 Euro!), in die man sich bei Regen zu zweit einwickeln kann und trocken bleibt, außer an den Füßen. Herrlich.
Den Rest der Zeit ist es dann aber auch schön und der größte Moment eines Haveltages ist natürlich, wenn das Snackboot anlegt. Hurra! Kaltgetränke, belegte Brote, Wassereis, sogar Bratwurst („Seewurst“) wird hier verkauft. „Hol mal das Geld!“, ruft die Mutter der badenden Kleinfamilie, mit der wir uns eine der zahllosen Minibuchten teilen, ihrem Mann zu. „Hol mal das Geld! Hol mal das Geld!“, ruft der ins Nichts ans Ufer, denn er ist im Papa-ist-albern-Modus, den ganzen Tag schon. Irgendwann holt die Mutter dann selbst das Geld.
Auch ich gehe zum Snackboot, wähle aber eine falsche Strecke. Zusammen mit anderen Buchtnachbarn stakse ich über Steine und Wasserpflanzen meinem Ziel entgegen, langsam und mit stierem Blick nach vorn. In einer anderen Bucht haben sich jetzt ebenfalls Badegäste in Bewegung gesetzt. Aus allen Richtungen wanken bleiche Wesen gierig auf das Snackboot zu. Für das Personal muss das aussehen, als seien sie die letzten Überlebenden einer Zombie-Apokalypse.
Ich kaufe ein Bier und gehe einen klügeren Weg zurück. Nachdem ich ausgetrunken habe, fängt es wieder an zu regnen. Wir kuscheln uns schnell in die Decke. MICHAEL BRAKE