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Seefahrer-Werk in Not

■ Sinkende Mitgliederzahlen, kein Geld: Das Sozialwerk für Seeleute muß schließen

Seit 23 Jahren versorgt das Sozialwerk für Seeleute (SfS) Matrosen und Kapitäne mit Unterhaltungsgütern: Freizeitspiele, Ausbildungsmaterial, Videofilme und Nachrichten bezogen die Besatzungen der deutschen Handelsflotte über den gemeinnützigen Verein. Damit ist nun Schluß. Zum Jahresende muß das SfS wegen Geldmangels schließen.

Den Seeleuten gehe damit ein wichtiges Informations- und Weiterbildungsangebot verloren, sagten übereinstimmend Vertreter der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst, Transport und Verkehr (ÖTV) und der Deutschen-Angestellten-Gewerkschaft (DAG). Die Bundesregierung habe sich stets geweigert, sich am Etat des Sozialwerks zu beteiligen. Doch auch die zahlreichen Ausflaggungen ehemals deutscher Schiffe sorgten dafür, daß immer weniger Geld in die Kasse des SfS kam. Zuletzt wurden 10.500 Seeleute vom SfS betreut – Anfang der 70er Jahre waren es noch dreimal so viele.

Das SfS wurde von Seeleuten und Reedereien aus dem ersten und zweiten deutschen Schiffsregister finanziert. Jedes Besatzungsmitglied zahlte monatlich zwei Mark, die Reedereien legten das gleiche dazu. Allein von 1983 bis 1993 verringerten sich die Beiträge wegen der sinkenden Mitgliederzahl in der deutschen Handelsflotte von 964.000 Mark auf 523.000 Mark. Bemühungen, doch noch aus öffentlichen Mitteln gefördert zu werden, blieben erfolglos.

Die Auflösung war schon im Februar vom Vorstand beschlossen worden. Das SfS war 1970 vom Verband deutscher Reeder, dem Verband deutscher Küstenschiffer, der ÖTV und der DAG gegründet worden. Wegen Geldmangels mußten der Videofilmservice und der 14tägige Informationsdienst „Deutschland-Echo“ bereits eingestellt werden. Ende 1993 fiel auch der seit 20 Jahren täglich ausgestrahlte Funkpressedienst „Brücke zur Heimat“ dem Rotstift zum Opfer. lno

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