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Sechs Greenpeace-Leute verhaftet

Aktion vor der britischen Küste: Greenpeace versucht die Müllverklappung in die Nordsee zu verhindern / Thatcher hält sich nicht an die Beschlüsse der Nordseekonferenz  ■  Von der Sirius Michael Rittmeyer

Seit der Nacht zum Dienstag liegt das Greenpeace-Schiff „Sirius“ drei Meilen vor der englischen Küste auf der Lauer: sein Auftrag: Müllentsorgung in der Nordsee verhindern. Entgegen den Beschlüssen der Internationalen Nordseekonferenz hält Maggie Thatchers Regierung an ihrer Müllverklappungspolitik fest. So sollen bis Mitte des Jahres 550.000 Tonnen Flugasche und 49.000 pharmazeutische Abfallprodukte in das Meer geleitet werden.

Dienstag morgen um neun Uhr stellt die „Sirius“ ein Schiff zur Verklappung von Flugasche: die „MVA“. Sie hat eine Ladung von 500 Tonnen an Bord. Flugasche bildet auf dem Meeresboden einen zähen Brei, darunter erstickt alles Leben. Paul Horseman, Leiter der Greenpeace-Aktion, funkt den Kapitän an und fordert ihn auf, die Verklappung einzustellen. Der Kapitän weigert sich, in einigen Jahren sei der Brei doch abgetragen. Er setzt seinen Kurs Richtung Verklappungsgebiet fort. Vier Motorschlauchboote der „Sirius“ versuchen, seine Fahrt zu behindern. Schließlich springen Greenpeace-SchwimmerInnen vor den Bug des „MVA“. Ein Boot versucht, eine Ölteppichbarriere vor das Müllschiff zu bringen - eine hundert Meter lange, schwimmende Barriere. Endlich stoppt der Müllkahn. Der Kapitän meldet sich über Funk auf der „Sirius“. Er warte eine Entscheidung seiner Gesellschaft ab. Solange würde er nicht verklappen. Die Schiffe sind 500 Meter von dem Verklappungsgebiet entfernt. Zwei Stunden scheint nichts zu passieren. Die See wird rauher, Windstärke acht kommt auf.

Die „MVA“ nutzt das Wetter, um in das Verklappungsziel zu entkommen. Dann geht alles ganz schnell: Ein Boot der Küstenpolizei taucht auf, gleichzeitig entern sechs Leute der „Sirius“ von den Schlauchbooten aus die „MVA“. Sie versuchen, mit ihren Körpern die Keile, die das Öffnen der Seitenteile ermöglichen, zu blockieren. Die Polizei verhaftet sie. Auf der Brücke der „Sirius“ kommt der Funkspruch von der „MVA“ an: „Ich habe von der Gesellschaft die Instruktion bekommen, das Zeug rauszuschmeißen.“ Die Seiten des Schiffes klappen auseinander, ein dreckiger Film breitet sich auf dem Meer aus.

Die heutige Greenpeace-Aktion ist gescheitert. Aber bis zum 8.März, dem Tag, an dem die 3. Internationale Nordseekonferenz beginnt, werden Aktionen gegen die Müllverklappung durchgeführt.

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