Schwierige Einbürgerung: Endlich Deutsche - hart erkämpft
Es klingt so einfach und so positiv - für Feiruz Chaabo alias Kaymaz waren es 13 harte Jahre, die zwischen der Abschiebe-Drohung und ihrer Einbürgerung liegen.
„Das war ein Erlebnis, das man nicht beschreiben kann“, sagt Feiruz Kaymaz, „ich hätte weinen mögen“ – aber da war nur der Beamte der Ausländerbehörde. Der erklärte, jetzt werde da eine Akte abgeschlossen. Die heute 28-jährige Frau hat einen deutschen Pass bekommen, Einbürgerung. Gestern war sie zur Feier ins Rathaus geladen, mit Streichquartett und Deutschlandlied.
Mehr als zehn lange Jahre Kampf hat dieses Dokument sie gekostet und mehrmals an den Rand der Verzweiflung gebracht. „Das war morgens um 5 Uhr, da klingelte es bei uns“, erinnert sie sich gut an das Jahr 1999. Hausdurchsuchung. Die Polizei suchte türkische Indizien. Und fand keine. Dennoch kam die Aufforderung, sich am Flughafen mit 20 Kilo Gepäck pro Nase einzufinden. Zehn Tage Zeit sollte die Familie haben, um zu entscheiden, was sie alles hierlassen musste. Der Vater hatte einen libanesischen Gemüseladen in der Elisabethstraße in Walle, Feiruz ging zur Schule. Die Mutter arbeitete bei Kelloggs.
Die Abschiebung konnte die Familie verhindern, die Auflagen der Behörden bedeuteten gleichwohl den wirtschaftlichen und psychischen Ruin. Der Vater durfte nicht mehr Bremen verlassen, er konnte die Ware nicht mehr einkaufen fahren. Die Mutter, die im Rhythmus der Duldungsfristen alle sechs Monate wieder einen neuen Arbeitsvertrag benötigte, wurde nicht mehr weiterbeschäftigt. Tochter Feiruz sackte in der Schule ab und hätte beinahe ihren Realschul-Abschluss nicht geschafft. Am Ende hatten die Eltern eine Bescheinigung, dass sie wegen ihrer psychologischen Verfassung nicht abschiebefähig seien, Feiruz flüchtete sich in eine Ehe mit einem ihr fremden Mann.
„Ich war eine echte Bremerin, hatte ’ne große Klappe und nie einen Rock getragen“, sagt sie über ihre Zeit als Schülerin. Der streng muslimische Mann verbot ihr, eine Ausbildung zu machen und allein auf die Straße zu gehen: „Es war eine harte Zeit.“
Ihre Duldung in Deutschland hatte sie nur erreicht, weil sie unterschrieb, dass sie „Feyruz“ heißt und nicht aus dem Libanon und nicht am 6. 9. 1982 im Libanon geboren ist, sondern im arabisch-türkischen Mardin am 1. 1. 1984. „So bin ich zwei Jahre jünger geworden“, scherzt sie darüber. Nie in ihrem Leben war sie in diesem Mardin, und auf dem türkischen Konsulat wurde sie wie eine Verräterin behandelt, weil sie kein Türkisch spricht. Als ihr Kind geboren wurde, verlangten die deutschen Behörden eine Geburtsurkunde aus Mardin – aber da gibt es keine. Wie kommt die Eintragung im Melderegister dort zustande? Ganz einfach, sagt sie: Ihr Großvater war dort Bürgermeister und hat „sicherheitshalber“ ohne Wissen ihrer Eltern seine Enkeltochter eintragen lassen, und da er das Geburtsdatum nicht wusste, nahm er den 1. 1.
Inzwischen hat sie eine Ausbildung als Sozialassistentin mit „sehr gut“ abgeschlossen und sogar bei der Polizei ein Praktikum gemacht. „Ich bin europäisch erzogen“, mit Mardin verbindet sie nichts – „ich könnte da nicht leben“, sagt sie nach allem, was sie erfahren hat.
Und sie trägt ein Kopftuch. „Natürlich hat mir die Religion geholfen in der harten Zeit“, erklärt sie das. Vor allem aber sei sie, die sich als Bremerin fühlte, nicht in der deutschen Kultur anerkannt worden. Nun lebt sie, privat jedenfalls, in einem arabischen Umfeld. Und dort erwartet man das Kopftuch: „Mir geht es gut dabei.“ Und hat ihr stilles Vergnügen dabei, wenn sie anderen erzählt, dass sie „natürlich“ zu Weihnachten einen Tannenbaum zu Hause hat, weil sie das von Kind auf nicht anders kennt und weil es es ja nichts mit dem Glauben zu tun hat.
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