: Schwertkampf geht immer
FESTIVAL Das Japan-Filmfest Hamburg widmet sich in diesem Jahr dem „Mythos Samurai“. Hätte es nach Fukushima nicht einen aktuelleren Fokus gebraucht?
„Jidai-geki“ und „Chambara“ werden die Historien- und Schwertkampffilme in Japan genannt, mit denen das japanische Kino in den 1950er-Jahren auch im Westen bekannt wurde. Der Regisseur Akira Kurosawa war in dem Genre so erfolgreich, dass seine wenigen anderen Filme mit zeitgenössischen Stoffen kaum beachtet wurden. Vor einigen Jahren waren dann die Filme „Samurai der Dämmerung“ und „Das verborgene Schwert“ als Neuinterpretationen des Genres so originell, dass der Regisseur Yoji Yamada mit einer Oscar-Nominierung und einer Berlinale-Kamera geehrt wurde.
Mit einem Schwerpunkt „Mythos Samurai“ kann das 14. Japan-Filmfest in Hamburg also nichts falsch machen, obwohl man natürlich schon fragen kann, ob zwei Jahre nach Fukushima nicht ein aktueller Fokus sinnvoller gewesen wäre. Aber es ist wohl noch zu früh für japanische Filme zu diesem Thema. Stattdessen gibt es auf dem Filmfest im Rahmenprogramm unter anderem eine Samurai-Show der Schwerter-Stunt-Gruppe Kenegeki-kai, die am Donnerstag und Freitag auch einen „Samurai-Workshop“ anbietet.
Andererseits lässt sich von den rund 70 Filmen, die bis Sonntag in Hamburg im Metropolis, dem 3001 Kino und dem Filmraum Projektor gezeigt werden, gerade einmal eine Handvoll unter dem genannten Schwerpunkt zusammenfassen. Darunter ist mit „Rurouni Kenshin – Samurai X“ von Keishi Ohtomo einer der erfolgreichsten japanischen Filme des letzten Jahres. Die Geschichte von einem jungen Krieger, der der Gewalt abschwört und mit „umgedrehter Klinge“ durch das vom Krieg verwüstete Land zieht, basiert wie so viele in Japan erzählten Stoffe auf einer Manga- und Animeserie.
Als moderne Fortführungen der Samurai kann man zumindest mythologisch die Yakuza ansehen, bei denen die Pistolen die Schwerter ersetzt haben, aber ähnlich rigide Hierarchien und Moralkodizes herrschen. Takeshi Kitano wechselt nicht umsonst in seinen Filmen zwischen diesen beiden Genres. Seine neuste Yakuza-Schlachteplatte „Outrage 2“ macht gerade die Runde der internationalen Filmfestivals und fehlt wohl deshalb in Hamburg.
Ähnlich virtuos stilisierte Gewalt dürfte Go Ohara in „An Assassin“ liefern. Darin wird von zwei Waisenjungen erzählt, die von den Yakuza zu grausamen Attentätern getrimmt werden, aber dann einer schönen Oberschülerin bei ihrer Rache an einem Gangsterboss helfen. Auch hier geht es um Ehre, Treue und Opfermut – wie bei den Samurai. WILFRIED HIPPEN
Japan-Filmfest Hamburg: bis 26. Mai, in den Kinos 3001, Metropolis und Projektor