: Schwerstarbeit für den müden Dominator
In der Zwischenrunde der Basketball-WM sollen Dirk Nowitzkis Aktionen den Weg zur Medaille ebnen
BERLIN taz ■ „Das erste Kapitel haben wir abgeschlossen und unser Minimalziel erreicht. Jetzt müssen wir uns noch mal steigern, um weiter Erfolg zu haben.“ Weise Worte, gesprochen vor dem Einstieg in die Zwischenrunde der WM in Indianapolis von Dirk Nowitzki, dem unumschränkten Dominator des deutschen Basketballs. „Er ist ihre erste, zweite und dritte Option“, sagt US-Spieler Michael Finley über seinen sonstigen Teamkollegen bei den Dallas Mavericks und umreißt damit die Schwerstarbeit, die auf Nowitzki im weiteren Turnierverlauf noch wartet.
In der heute Nacht mit der Partie gegen Neuseeland (0,30 Uhr, ARD) beginnenden Zwischenrunde geht es nicht nur darum, in der Sechsergruppe einen der ersten vier Plätze zu erreichen, sondern auch, sich möglichst weit vorn zu platzieren, um im Viertelfinale einen leichteren Gegner zu erwischen. Da die Punkte aus der Vorrunde mitgenommen werden, hat sich das Team mit den klaren Siegen gegen China und Algerien eine gute Ausgangsposition geschaffen, das lange Zeit heiß umkämpfte Match gegen die USA war immerhin exzellent für die Moral, auch wenn es am Ende deutlich verloren ging.
Die Frage, ob die Deutschen so gut waren oder die Amerikaner so schlecht, wurde schon am nächsten Tag teilweise beantwortet. Da nämlich gerieten die USA gegen China in noch größere Bedrängnis, lagen zeitweise mit zwölf Punkten zurück und hatten es erneut Paul Pierce von den Boston Celtics zu verdanken, dass sie am Ende mit einem 84:65 als klare Sieger vom Platz gingen. Auch gegen Deutschland war es Pierce gewesen, dessen Aktionen Ende des dritten Viertels den Unterschied machten, während Nowitzki, durch die verschärfte Defense von Ben Wallace, Jermaine O’Neal und Shawn Marion müde gespielt, plötzlich kaum noch traf. „Wir wussten, wenn wir sein Selbstvertrauen erschüttern, dann würde der Rest der Mannschaft auch Selbstvertrauen verlieren“, meinte Paul Pierce.
Dass Nowitzki gegen die NBA-Cracks 34 Punkte schaffte, davon 17 durch Freiwürfe, zeigt jedoch, wozu das Team fähig ist, wenn der Star auf Hochtouren läuft. Bei einem Turnier, in dem stark eingeschätzte Teams wie Jugoslawien, Russland oder die Türkei bereits in der Vorrunde unerwartete Schwächen zeigten, ist die Chance auf eine Medaille durchaus gegeben, auch wenn in der Zwischenrunde nach Neuseeland dicke Brocken warten. Am Dienstag (Ortszeit) die ungeschlagenen Argentinier, tags drauf die unberechenbaren Russen, bei denen Andrej Kirilenko von Utah Jazz mit einer Galavorstellung beim 86:69 gegen Venezuela das frühe Aus verhinderte.
Topfavoriten bleiben trotz der Mühen in der Vorrunde die USA, obwohl die superstarfreie Mannschaft in allen Spielen Offensivprobleme hatte. Wenn man einmal Fastbreaks und Dreier abziehe, spottete ein Kommentator, sei Team USA „kaum korbgefährlicher als Angola“. Ähnlich wie bei früheren NBA-Auswahlteams war es vor allem die Ausgeglichenheit des Kaders, die am Ende stets den Ausschlag gab. Und Paul Pierce, nicht zu vergessen. MATTI LIESKE
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen