Während des Kolonialzeit vom 15. bis ins 20. Jahrhundert gelangten unzählige Kulturgüter aus den besetzen Gebieten in die Kunst- und Museumssammlungen Europas. Häufig waren die Objekte im Auftrag der europäischen Kolonialmächte unrechtmäßig, zuweilen durch brutale Raubzüge, ihren eigentlichen Bestimmungsorten entnommen worden. Die Restitutionsdebatte setzte vor einigen Jahren eine stärkere Aufarbeitung der Museen mit ihrer Kolonialgeschichte in Gang. Einzelne Kunstwerke wie die bekannten Benin-Bronzen konnten zurückgegeben werden. In Deutschland steht das Humboldt Forum in Berlin mit seinen ethnografischen Sammlungen im Zentrum dieser kulturpolitischen Diskussion.
Wie der Kolonialismus Regionen und Gesellschaften bis heute prägt, ist auch Gegenstand in der zeitgenössischen Kunst.
Die Forschungsstelle zur Aufarbeitung von Hamburgs kolonialem Erbe gilt als Vorbild. Doch streicht der Senat Gelder und besiegelt damit wohl ihr Ende.
Carl Alexander Simon wollte nach 1848 im Süden Chiles ein neues Deutschland aufbauen. Die entstehenden Probleme sah er dabei erst gar nicht.
Kuratorin Ken Aïcha Sy spricht über radikale Ansätze der Museumsarbeit im Senegal. Sie fordert, dass europäische Sammlungsdepots dafür ihre Hoheit aufgeben.
Postkolonialer Minimalismus, der nur überwältigen kann: zur Ausstellung „Opera to a Black Venus“ von Grada Kilomba in der Kunsthalle Baden-Baden.
Hito Steyerl und Oleksiy Radynski über Verstrickungen russisch-deutscher Gasgeschäfte und ihr Kunstprojekt „LEAK. Das Ende der Pipeline“ in Leipzig.
Der Film „Das leere Grab“ begleitet Familien, die nach Überresten ihrer Vorfahren suchen. Und zeigt die Folgen deutscher Kolonialverbrechen.
Beim Festival „DIGGAHH“ in Hamburg geht es um die Hinterlassenschaften des Kolonialismus. Wie wirksam die bis heute sind, erklärt Mèhèza Kalibani.
Pedro Cabrita Reis lässt Gemälde zwischen Bäumen und Aluminium laufen. Pegah Keshmirshekan stellt mit Blumenstilleben Fragen von Heimat und Diaspora.
Eine Ausstellung im Städtischen Museum schlägt den Bogen von Lokalhistorie bis deutscher Kolonialzeit in China. Auslöser war ein besonderer Nachlass.
Im Haus der Kulturen der Welt wurde das Berliner Konzept „Kolonialismus erinnern“ vorgestellt. Propalästinensische Aktivisten versuchten zu kapern.
Das Berliner Humboldt Forum zeigt eine Ausstellung über Raubkunst aus drei Epochen. Das beeindruckt, neigt aber zur Relativierung der Geschichte.
Opposition gewitzt: Ausgerechnet die Kaufmannspartei FDP gibt sich beim kolonialen Erbe aufklärungswilliger als Hamburgs rot-grüner Senat.
Über die Bedeutung der Kolonialzeit ist in Spanien ein Streit entbrannt. Ausgelöst hat ihn ein Plan, die Museen des Landes zu „dekolonisieren“.
Wieder gewinnt ein Dokumentarfilm die Berlinale. „Dahomey“ von Mati Diop begleitet die Rückgabe von Raubkunst aus Frankreich nach Benin.
Die liberalen Demokratien sind unter Druck. Der hybriden Kriegsführung totalitärer Mächte sollte man gerade im Kulturbereich entschlossen begegnen.
An der Berliner Universität der Künste (UDK) polarisiert ein antiisraelischer Protest. Jüdische Studierende fühlen sich nicht mehr sicher.
Das Kölner Rautenstrauch-Joest-Museum geht auf die Sammlung von Wilhelm Joest zurück. Zwei Bücher stellen den widersprüchlichen Ethnologen vor.
Der indische Künstler Sajan Mani erlitt bei einem Angriff eine 15 Zentimeter lange Platzwunde am Kopf. Er vermutet Rassismus als Tatmotiv. Die Polizei nicht.
Heute beginnt das Festival „Durchlüften“ im Humboldt Forum. Gerade im neu-alten Schlossbau könnte es viel bewirken, sagt Kuratorin Melissa Perales.