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SchweinegrippeResistent gegen Tamiflu

In Australien ist erstmals ein Schweinegrippe-Virus entdeckt worden, bei dem das Medikament Tamiflu nicht wirkt. In Großbritannien ist die Infektionsrate rückläufig.

Produktion von Impfstoffen gegen den H1N1-Virus in China. Bild: dpa

SYDNEY/NEAPEL (afp/dpa) | In Australien ist am Freitag der erste Fall eines Schweinegrippe-Patienten bekannt geworden, bei dem das Virus resistent gegen das Medikament Tamiflu ist. Bei einem 38 Jahre alten Mann aus Perth habe die Arznei zunächst angeschlagen, teilten die Behörden des Bundesstaates West-Australien mit. Danach habe sich das Virus offenbar so verändert, dass es nicht mehr auf die Behandlung anspricht. Der Kranke sei in "kritischem" Zustand. Weitere Menschen in seinem Umfeld seien aber nicht gefährdet, betonten die Gesundheitsbehörden.

Den Angaben zufolge wurden weltweit bereits bei 13 Schweinegrippe-Kranken Tamiflu-Resistenzen beobachtet. Dies sei bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem nicht ungewöhnlich. In Australien, wo der Winter gerade zu Ende geht, trat die Schweinegrippe bislang fast 36.000 Mal auf und kostete bereits 169 Menschenleben.

Großbritannien steht nach eigenen Angaben dagegen kurz davor, die Krankheit zu besiegen. Die Zahl der Toten sei bei der aktuellen Grippewelle relativ gering, sagte der Chef der Gesundheitsbehörden, Liam Donaldson, dem Fernsehsender BBC. Zudem gab es in Großbritannien in der vergangenen Woche nur geschätzte 3.000 neue Schweinegrippe-Fälle - so wenige wie nie zuvor seit Beginn der Epidemie. Die sei ein "erheblicher Rückgang", sagte Donaldson. Dennoch verhalte sich das Schweinegrippevirus "unberechenbar".

In China befürchten die Behörden, dass sich in den kommenden Monaten dutzende Millionen Menschen mit dem A (H1N1)-Virus infizieren könnten. Dabei seien auch Todesfälle "unvermeidbar", sagte ein Vertreter des Gesundheitsministeriums bei einer Pressekonferenz. Mittlerweile hat sich das Virus auf alle 31 Provinzen und Regionen des Landes ausgebreitet. Bis zum Ende des Jahres sollen 65 Millionen Menschen geimpft werden, was fünf Prozent der chinesischen Bevölkerung entspricht.

Angst haben auch viele Menschen in Neapel. Wie italienische Medien berichteten, weigerten sich in Neapel die Busfahrer, die öffentlichen Verkehrsmittel ausfahren zu lassen. Sie verlangten eine tägliche Desinfizierung, um sich gegen das neue Grippe-Virus H1N1 besser zu schützen. Rund 40 Buslinien waren von dem Streik betroffen. Auslöser war ein 51Jähriger Mann, der vor rund einer Woche in Secondigliano bei Neapel an der Schweinegrippe gestorben ist. Er war der erste Patient in Italien, der durch eine H1N1-Infektion gestorben ist.

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1 Kommentar

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  • S
    Shogott

    Bezogen auf die Zahlen, die der Artikel für Australien nennt, hat die Schweinegrippe eine Lethalität (oder Sterblichkeitsrate) von nichtmal einem halben Prozent. Das ist wenig.

     

    Das Schlüsselkriterium einer Stufe 6 Pandemie war bei der WHO bis Mitte des Jahres aber eine hohe Lethalität. Dieses Kriterium musste rausgekürzt werden, um die aktuelle "Schweinegrippe-Pandemie" auf Stufe 6 anzuheben.

     

    Stellt sich die Frage, inwiefern die Herren und Damen der WHO-Entscheidungsfindung mit denen verklüngelt sind, die jetzt von der Panikmache profitieren: zwei große Pharmaunternehmen.

     

    Und bitte sagt jetzt nicht, es hätten eben Vorkehrungen getroffen werden müssen. Denn das stimmt zwar, Viren sind unberechenbar, aber um Vorkehrungen zu treffen brauche ich keine Panikmache im großen Stil.

    Und im Übrigen auch keine Gesetze, die Pharmaunternehmen vor juristischen Folgen etwaiger Fehlentwicklungen schützen (siehe USA).

     

    in diesem Sinne,

    ein herzliches oink-oink