Schweinegrippe: Impfstoff unter Kontrolle

Die Liste der Impfärzte wird verlängert, und Praxen haben auch das Serum. Eine Woche nach Start der Impfaktion kommt Ordnung ins Chaos.

Nun reichlich vorhanden: Impfstoff gegen die Schweinegrippe Bild: dpa

In der Praxis von Cecilia Pirch haben die Arzthelferinnen die Schweinegrippe im Griff - zumindest was die Impftermine angeht. Patienten bekommen einen Termin innerhalb von zwei Tagen, auch ohne zu einer Risikogruppe zu gehören. "Der Ansturm bleibt groß, aber wir haben jetzt genug Impfstoff, um ihn zu bewältigen", sagt die Arzthelferin am Telefon.

Die Erleichterung darüber ist ihr anzuhören, denn vor der Ruhe stand das Chaos. Die Praxis in Moabit war eine der ersten, die einen Vertrag mit der Berliner Gesundheitsverwaltung abschloss und sich auf deren Internetliste als Impfstelle registrieren ließ. Die Telefone liefen heiß, nur der Impfstoff ließ auf sich warten - erst acht Tage später trafen die bestellten Dosen Pandemrix ein.

Die Senatsgesundheitsverwaltung hat ein Internetportal eingerichtet, das Patienten die Orientierung im Gesundheitswesen erleichtern soll. Unter der Adresse www.berlin.de/gesundheitsportal können unter anderen Informationen über niedergelassene Ärzte, Krankenhäuser, Berufsverbände, Pflegeeinrichtungen, Krankenversicherungen und Patientenrechte abgerufen werden.

Nach und nach sollen Qualitätsangaben zu Ärzten und Einrichtungen in das Portal gestellt werden. Deshalb sind Patienten aufgerufen, über ihre Erfahrungen zu berichten. Die Berichte werden von der Gesundheitsverwaltung ausgewertet und dafür eingesetzt, Anbieter von Gesundheitsdiensten zu mehr Qualitätsinformationen zu motivieren. (ddp, taz)

Solche Pannen, die in den vergangenen Wochen zu Irritation bei Impfwilligen wie Ärzten führten, sind laut Gesundheitsverwaltung inzwischen passé. "Das Chaos ist beseitigt, die Koordination klappt jeden Tagen besser", gibt sich Sprecherin Marie-Luise Dittmar zuversichtlich. 562 Ärzte hätten bislang einen Behandlungsvertrag unterschrieben, auf der Internetliste stünde jetzt aber nur, wer den Impfstoff bereits erhalten habe. Bis zum Wochenende waren 285 Praxen unter www.berlin.de/impfen gelistet, bis Ende der Woche sollen rund 200 weitere Praxen hinzukommen.

Die Mehrbelastung, die den Ärzten durch die Impfaktion entsteht, soll zum Teil durch die Gesundheitsämter aufgefangen werden. Auch dort können sich Patienten impfen lassen - vorzugsweise sollen hier aber Angestellte des öffentlichen Dienstes und des Gesundheitssektors gepikt werden. Zudem haben die Bezirksverwaltungen eigene Beratungshotlines eingerichtet.

Karin Stötzner, Patientenbeauftragte des Landes, bestätigt, dass sich viel von der anfänglichen Verwirrung gelegt hat. "Die Leute waren ungehalten über widersprüchliche Informationen, wussten nicht, wohin sie sich wenden sollten." Das habe besonders für Urlauber gegolten. "Doch seitdem auch das Tropeninstitut impft, ist eine große Unsicherheit beseitigt", sagt Stötzner. Seit Mitte letzter Woche hätten die Anrufe nachgelassen, inzwischen erhalte sie kaum noch Beschwerden über schlechte Informationspolitik. "Alle bemühen sich nach Kräften, diese Grippe in den Griff zu kriegen", ist Stötzners Eindruck.

Von einem flächendeckenden Impfschutz ist Berlin aber noch weit entfernt: Von den 224.000 Dosen, die das Land erhalten hat, sind laut Gesundheitsverwaltung bis Montag rund 113.000 verwendet worden. Die Impfung von Polizei, Feuerwehr und Teilen des Gesundheitssektors steht noch aus - die Beschäftigten waren zunächst gegen die saisonale Grippe geimpft worden und können ab nächster Woche die H1N1-Immunisierung erhalten.

Das Landeslabor Berlin-Brandenburg (LLBB) hat unterdessen seine Kapazitäten für die Schweinegrippediagnose erhöht. Es arbeitet mit einem Labor in Frankfurt (Oder) zusammen, um bis zu 500 Proben täglich untersuchen zu können. Bislang konnten lediglich 70 Proben am Tag geprüft werden. Die Kapazitätserhöhung war nötig geworden, um mit dem grassierenden Virus Schritt zu halten: In den letzten zwei Wochen habe sich der Anteil der positiven Proben auf etwa das Doppelte erhöht, er liegt derzeit bei 20 bis 30 Prozent. Insgesamt ist die Zahl der gemeldeten Krankheitsfälle auf 2.122 gestiegen.

NINA APIN

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