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Schweigegeldprozess gegen Donald TrumpDer Kronzeuge packt aus

Ex-Anwalt Michael Cohen bestätigt vor Gericht, Trump habe ihn 2016 zur Schweigegeldzahlung an die Pornodarstellerin Stormy Daniels angewiesen.

Die Stunde der Gerichtszeichnerin: Anklägerin Susan Hoffinger vernimmt den Zeugen Michael Cohen Foto: Jane Rosenberg/reuters

Washington taz | Erwartet wurde ein Feuerwerk. Und aus Sicht der Staatsanwaltschaft gab es durchaus explosive Details. Am Montag war es endlich so weit, Michael Cohen, der Ex-Vertraute des früheren US-Präsidenten Donald Trump, sagte im Schweigegeldprozess gegen seinen früheren Boss aus. Cohen, der über Jahre als persönlicher Anwalt und Mittelsmann für Trump tätig war, erklärte, dass der Ex-Präsident über die Schweigegeldzahlungen an die Pornodarstellerin Stormy Daniels persönlich informiert war und sie absegnete.

„Alles benötigte Mister Trumps Zustimmung“, sagte Cohen, der für mehr als fünf Stunden im Zeugenstand Rede und Antwort stand.

Cohen bestätigte, dass er es war, der die Schweigegeldzahlung von 130.000 US-Dollar an Daniels aushandelte und vollzog. Mit der Zahlung wollte Trump laut Cohen sichergehen, dass während des Wahlkampfs im Jahr 2016 keine Artikel und Beiträge über seine angebliche außereheliche Affäre mit der Pornodarstellerin an die Öffentlichkeit gelangen.

Der 57-jährige Cohen erklärte in diesem Zusammenhang auch, dass er zunächst versuchte, Daniels so lange wie möglich hinzuhalten, denn nach der Wahl hätte die Geschichte über die angebliche Affäre an Bedeutung verloren und man hätte sich das Geld sparen können. So weit ist es aber nicht gekommen: „Ich musste es über die Bühne bringen. Es wäre eine Katastrophe für die Wahlkampfkampagne gewesen.“

Alle negativen Storys mussten verschwinden

Cohen, der unter anderem wegen Verstößen gegen Wahlkampf-Finanz-Gesetze im Jahr 2018 zu drei Jahren Haft verurteilt worden war, erklärte, dass er gern für Trump gearbeitet habe und es sich wie ein Familienbetrieb angefühlt habe. Seit seiner Verurteilung und späteren Entlassung im November 2021 haben die beiden ehemaligen Vertrauten kein gutes Haar am jeweils anderen gelassen.

Für die Staatsanwaltschaft war Cohens erster Tag im Zeugenstand ein Erfolg. So zumindest beurteilte der ehemalige stellvertretende New Yorker Generalstaatsanwalt Adam Pollock das Geschehen vor Gericht. „Michael Cohen war ein viel besserer Zeuge, als irgendjemand von ihm erwartet hätte, und er hat wirklich dazu beigetragen, einige wichtige Teile der Geschichte zusammenzubringen. […] Er ist es auch, der zum ersten Mal Trump direkt mit dem Vertuschungsversuch in Verbindung bringt“, sagte Pollock im Gespräch mit der taz.

Cohen beschrieb in seinen Aussagen, dass Trump jegliche negativen Geschichten über sich selbst mit Blick auf die Wahl 2016 verschwinden lassen wollte. Dies bestätigt die Annahme der Anklage, dass die Schweigegeldzahlung an Daniels und die damit zusammenhängende Fälschung von Geschäftsunterlagen Teil eines Versuchs waren, die Wahl unerlaubt zu beeinflussen.

Auch eine zweite Schweigegeldzahlung an ein ehemaliges Playboy-Model, Karen McDougal, kam zur Erwähnung. McDougal behauptet ebenfalls, mit Trump eine Affäre gehabt zu haben. Laut Cohen soll Trump ihm gesagt haben: „Stell sicher, dass das nicht an die Öffentlichkeit gerät.“ Mit einer Zahlung von 150.000 US-Dollar soll auch diese Story aus dem Weg geräumt worden sein. „Was ich getan habe, war auf Anweisung und zum Vorteil von Mister Trump“, sagte Cohen.

Der Prozess geht in seine letzte Phase

Trump bestreitet weiterhin beide angebliche Affären, und auch mit der ihm vorgeworfenen Fälschung von Geschäftsunterlagen will er nichts zu tun haben. Angeklagt ist der Ex-Präsident in 34 Anklagepunkten.

Laut den Darstellungen seines ehemaligen Vertrauten war Trump allerdings ein Mann, der sehr involviert war in die täglichen Geschehnisse und Abläufe in der Trump-Organisation. Seine Tür soll immer offen gestanden haben, damit andere leitende Akteure im Unternehmen ihn jederzeit über Entwicklungen informierten konnten.

Cohen erwies sich als die von der Staatsanwaltschaft erwartete Schlüsselfigur im Fall. Doch ob dies reichen wird, um die Juroren am Ende von Trumps Schuld zu überzeugen, bleibt abzuwarten.

Einen ersten Vorgeschmack, wie Trumps Verteidigung in den nächsten Tagen versuchen wird, Cohen im Kreuzverhör zu diskreditieren, gab es ebenfalls von Pollock: „Ich denke, dass die Verteidigung wirklich versuchen wird, ihn nicht nur als verurteilten und eingestandenen Lügner zu identifizieren, sondern auch als jemanden, der ein Motiv hat. Es gibt hunderte von Videos auf Tiktok und ein Buch, in denen er seine eigene Abneigung gegenüber Donald Trump zum Ausdruck bringt. Und sie werden versuchen zu sagen, dass er hier nur eine weitere Geschichte erfindet.“

Mit Cohens Auftritt neigt sich der Prozess nach mehreren Wochen langsam seinem Ende zu. In den kommenden Tagen wird sich die Verteidigung Cohen widmen, bevor die zwölfköpfige Jury über Trumps Schuld oder Unschuld urteilen muss. Wie sich der Prozess und eine mögliche Verurteilung auf Trumps Wiederwahlchancen auswirken, ist angesichts der großen Loyalität seiner Anhänger schwer einzuschätzen.

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