Schwedischer Autobauer erneut vor Aus: Saab kann keine Löhne mehr zahlen
Monatelang hatte der schwedische Autobauer Saab ums Überleben gekämpft. Geholfen hat es offenbar nichts. Jetzt ist auch das Geld für die Löhne ausgegangen.
STOCKHOLM afp/rtr/dpa | Der angeschlagene schwedische Autobauer stürzt immer tiefer in die Krise: Das Unternehmen kann die Löhne seiner Mitarbeiter nicht mehr bezahlen, wie am Donnerstag der Besitzer von Saab, der niederländische Sportwagenbauer Spyker, mitteilte. Der Konzern sucht nun fieberhaft nach einem Investor, der kurzfristig Gelder zur Verfügung stellt. Das schwedische Traditionsunternehmen steht nun möglicherweise vor einem Insolvenzantrag.
Am Mittwochabend waren Verhandlungen mit 800 Zulieferern über eine Stundung von Saab-Schulden gescheitert. Saab fehlten die "mittelfristigen" Finanzmittel, um die Löhne der Mitarbeiter zu zahlen, teilte Spyker mit, das sich vor kurzem in Swedish Automobile umbenannt hatte. Derzeit liefen Gespräche mit "verschiedenen Parteien", um eine kurzfristige Finanzierung sicherzustellen. Es gebe aber keinerlei Gewähr für den Erfolg dieser Gespräche. "Es gibt keine Garantien, aber wir geben nicht auf", sagte eine Unternehmenssprecherin.
Die Produktion im Saab-Stammwerk in Trollhättan ruht seit dem 8. Juni, bereits im April und Mai hatten die Bänder wochenlang stillgestanden. Am Montag erst waren die Arbeiter und Angestellten für weitere zwei Wochen nach Hause geschickt worden. Saab hatte erklärt, fehlende Zulieferungen seien der Grund.
Von den Lohnausfällen sind nach Angaben der Gewerkschaft IF Metalls bis zu 1500 Saab-Angestellte betroffen. "Wir wissen nur, dass die kurzfristige Finanzierung derzeit nicht gesichert ist", sagte Gewerkschaftssprecher Haakan Skötts der schwedischen Nachrichtenagentur TT. Der Autobauer beschäftigt insgesamt etwa 3800 Menschen.
Saab, ehemalige Tochter des US-Konzerns General Motors, schreibt seit Jahren rote Zahlen. Spyker hatte die Traditionsfirma im vergangenen Jahr für 400 Millionen Euro übernommen. Im Juni gab der Konzern den Einstieg des chinesischen Autohändlers Pang Da und des Herstellers Zhejiang Youngman Lotus bekannt, die insgesamt 245 Millionen Euro in Saab investieren sollen.
Saab verkaufte im vergangenen Jahr etwas mehr als 30.000 Autos und verfehlte damit das selbst gesteckte Ziel von 50.000 Fahrzeugen. Spyker hat zudem bereits eingeräumt, dass das für dieses Jahr gesteckte Ziel von 80.000 verkauften Fahrzeugen nicht zu erreichen sein dürfte. Durch die Partnerschaft mit den Chinesen erhofft sich Saab einen Zugang zum boomenden chinesischen Automarkt. Ein Einstieg des chinesischen Auto-Konzerns Hawtai war im Mai gescheitert, auch weil in Schweden Zweifel an der Solidität von Hawtai aufgekommen waren.
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