Schweden gegen USA: Stürmer-Star schlägt Steinzeitfußball
Gegen Schweden erhöhte US-Spielerin Wambach ihre Bilanz auf 78 Tore in 96 Spielen. Schweden könnte nach der Niederlage erstmals bei einer WM-Vorrunde scheitern.
27 Jahre alt ist Abby Wambach. Sie ist Fußballerin, Stürmerin. In 96 Länderspielen für die USA hat sie 78 Tore geschossen - die letzten beiden im zweiten Spiel der Weltmeisterschaftsgruppe B gegen Schweden, das ihre Mannschaft in Chengdu mit 2:0 gewonnen hat. Sie stand im Mittelpunkt des Interesses nach der Partie des Weltranglistenersten USA gegen den -dritten aus Skandinavien. Sie hat gezeigt, was sie kann, hat nach gut einer halben Stunde einen Elfmeter sicher verwandelt, hat mit einem fulminanten Schuss aus elf Metern (58. Minute) auf 2:0 erhöht. Es war ein Wambach-Tag in Chengdu.
Schon vor der Partie war viel von der wuchtigen Stürmerin die Rede gewesen. Die schwedischen Spielerinnen hatten regelrecht Angst vor ihr. Zum einen weil sie um die Treffsicherheit der 27-Jährigen wussten, zum anderen, weil sie Wambach für eine Schummlerin hielten, eine die sich allzu gern fallen lässt. Vorsicht sei geboten, wenn die Amerikanerin den Strafraum betrete, hatte die schwedische Verteidigerin Hanna Marklund gesagt. Wambach ließen die Unterstellungen kalt. "Wenn du kräftiger und größer bist, denken manche wohl, sie könnten dich härter attackieren. Aber das geht nicht. Ich falle so leicht wie alle anderen auch", sagte sie und spielte, wie sie immer spielt. Beweglich im Sturmzentrum immer auf der Lauer nach den langen Pässen aus dem Mittelfeld.
Vor denen hatte Schwedens Trainer Thomas Dennerby gewarnt. Doch zunächst flogen die Bälle gar nicht hoch und weit nach vorne. Nach hektischem, fehlerhaften Beginn fingen die Amerikanerinnen an, den Ball ganz ruhig nach vorne zu tragen. Ein Spiel, bei dem Wambach trotz all ihres Einsatzes, ihrer Lauffreude seltener als gewohnt an den Ball kam. Die USA dominierten, ohne wirklich torgefährlich zu werden. Sie spielten den besseren Fußball und wirkten dennoch nicht so, als könnten sie das Spiel entscheiden. Sie brauchten einen Strafstoß, um in Führung gehen zu können. Und es war keine eingesprungene Schwalbe von Abby Wambach, die zum Elfmeterpfiff führte, es war ein Foul von Stina Segerström, die sich der heranstürmenden Lori Chalupny in den Laufweg warf.
Die Schwedinnen waren danach zwar bemüht, den Ausgleich zu erzielen. Einfallen wollte ihnen aber nicht allzu viel. Oft wurden die Bälle recht planlos nach vorne geschlagen. Steinzeitfußball in schlechtester Kick-and-Rush-Manier konnte den USA aber nichts anhaben. Die agierten nun sicherer, zogen endlich ihr gefürchtetes Passspiel auf und kamen letztlich verdient auch zum zweiten Treffer. Mit dem Sieg sind die USA, die in ihrem ersten Gruppenspiel gegen Nordkorea nur ein 2:2 erreichten, der Viertelfinalteilnahme ein gutes Stück näher gekommen. Schweden hingegen - die Skandinavierinnen haben gegen Nigeria auch nur einen Punkt geholt - könnte erstmals bei einem WM-Turnier bereits in der Vorrunde scheitern.
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