Schwarz-Rot in Berlin: Vertrag fast fertig konturiert
Die Koalitionsverhandlungen von CDU und SPD liegen voll im Zeitplan. Kai Wegner könnte bereits am 27. April zum Regierungschef gewählt werden.
Selbst das umstrittene Thema der Bezirksämter, bei dem CDU und SPD zuvor nicht auf einen Nenner kamen, soll gelöst sein – allerdings auf wenig fortschrittliche Weise. Da hatte die SPD die Posten in der Bezirksregierung nicht länger nach Proporz besetzen wollen, sondern allein von der regierenden Koalition. Das passte der CDU nicht, die wiederum forderte, die Bezirksbürgermeister direkt wählen zu lassen. Nun passiert keines von beiden.
Die Besetzung der Bezirksämter ist Teil des Großthemas Verwaltungsreform, bei dem sich beide Seiten im Kern schon vorher einig waren und das nun bestätigen: Viel stärker als bisher soll festgeschrieben sein, wann die Landes- und wann die Bezirksebene zuständig ist, nicht länger soll Unklarheit darüber Entscheidungen teils um Jahre verzögern können.
In der Pressekonferenz nach dem Treffen nehmen Wegner und Giffey ein verpflichtendes letztes Kita-Jahr für Kinder vor allem mit Sprachdefiziten in den Fokus. „Kita-Chancen-Jahr“ soll das heißen. Ja, im Kern würde es das schon geben, räumen sie ein, aber man würde das jetzt „noch stärker untermauern“. Zum eigentlichen Problem, dass bisher viele der betroffenen Kinder nicht zu dieser Förderung in die Kita kommen, sagen sie nichts.
Bodycams und Taser für Polizisten
Schon am Montag besprochen hatte die Gruppe die Themen Sicherheit und Vielfalt. Quasi en passant berichtet Wegner nun von einer Aufrüstung der Polizei: „Bodycams und Taser (Elektroschockpistolen, d. taz) werden wir den Polizisten an die Hand geben.“ Ein „Versprechen an die Stadt“ kündigt er an, Sicherheit zu gewährleisten. Giffey sekundiert und sagt, es gebe „ganz klare Rückendeckung für Polizei und Feuerwehr“.
Vor den letzten beiden Treffen der Chefverhandler sollen nun zehn von 13 Themenbereichen abgearbeitet sein. Am Freitag soll der Entwurf des Koalitionsvertrags stehen, am Montag vorgestellt werden. Dann startet das Mitgliedervotum der Berliner SPD darüber. Stimmt die bis zum 21. April mehrheitlich zu, soll am 24. ein CDU-Landesparteitag grünes Licht dafür geben. Theoretisch könnte Wegner dann in der nächsten Abgeordnetenhaussitzung am 27. April zum ersten Berliner CDU-Regierungschef seit 22 Jahren gewählt werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu
Er wird nicht mehr kommen
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin