Schwarz-Gelbe Steuersenkungspläne: Kommunen rebellieren
Auf Grund der dramatischen Finanzlage können viele Kommunen ihre Ausgaben schon jetzt nur noch auf Pump finanzieren. Der Deutsche Städtetag hat Steuerentlastungen deswegen eine Absage erteilt.
KÖLN ap/afp | Der Deutsche Städtetag hat Union und FDP vor einer Senkung der Gewerbesteuer gewarnt. Das wäre für die Kommunen "eine Katastrophe", sagte Hauptgeschäftsführer Stephan Articus im Interview der Woche im Deutschlandfunk. Auch Entlastungen bei der Einkommensteuer, an deren Aufkommen die Kommunen beteiligt würden, sei angesichts der Wirtschaftskrise nicht verkraftbar.
Die Finanzlage sei dramatisch, viele Kommunen könnten die Sozialleistungen nur noch auf Pump finanzieren, sagte Articus. Er rief die Bundesregierung auf, die in der vergangenen Woche beschlossene Senkung des Bundesanteils an den Unterkunftskosten für Hartz-IV-Bezieher zurückzunehmen. Dadurch kämen auf die Städte und Gemeinden im nächsten Jahr zusätzliche Ausgaben von mehr als zwei Milliarden Euro zu. Das sei nicht zu verkraften.
Mehr Geld bräuchten die Kommunen auch für die Ganztagesbetreuung von Kindern oder den geplanten Ausbau der Kindergärten, erklärte Articus. Es sei nicht möglich, diese Zusagen zu erfüllen und gleichzeitig die Steuern zu senken.
Auch der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Martin Kannegießer, hatte zuvor Steuersenkungen angesichts der Probleme der öffentlichen Haushalte als zweitrangig bezeichnet. Oberste Priorität müsse die Stabilisierung des Finanzsektors haben, um aus der Krise herauszukommen, sagte Kannegießer dem Deutschlandradio Kultur.
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