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Archiv-Artikel

Schwarm D‘Allessandro

Nach dem 3:0 über Schalke steht Wolfsburg erstmals da, wo VW hin will – auf einem Champions League-Platz

Wolfsburg taz ■ Nun steht der VfL Wolfsburg also (fast) ganz oben. Auf Platz 2. So gut platziert war das Unternehmen nicht, seit man 1997 eher zufällig aufstieg, und Besitzer Volkswagen etwas später die Erstürmung der Champions League als mittelfristiges Ziel der VfL GmbH ausrief.

Die Frage ist jetzt selbstverständlich: Kann man da oben bleiben? „Ich hoffe es“, sagt Trainer Erik Gerets, „ich weiß es nicht.“ Das ist in der Tat eine gute Zusammenfassung der Situation nach dem souveränen 3:0 über Schalke 04. Es gab Einiges zu beobachten, was Gerets Hoffnungen auf tabellarischen und spielerischen Fortschritt nähren könnte. Zuvorderst zu nennen ist die neue Innenverteidigung mit dem Niederländer Kevin Hofland und dem Argentinier Facundo Quiroga: Kopfball- und zweikampfstark und sicher in der Wahl und im Einsatz der Mittel bis hin zum taktischen Foul. Gegen Schalke funktionierte die Abstimmung des ganzen Teams im Spiel gegen den Ball. „Man sieht, dass die Mannschaft ein Konzept im Kopf hat“, sagt Pablo Thiam, der das 3:0 von Klimowicz vorbereitete (90.).

Und dann ist da selbstverständlich Kreativfußballer Andres d‘ Alessandro, der nach langen Wochen im Dienste von Argentinien am vergangenen Montag nach Wolfsburg zurückgekehrt ist. Gerets hatte dessen Kollegen zwei Dinge mit auf den Weg gegeben. Erstens: „Wenn der Kleine frei steht, gebt ihm den Ball.“ Zweitens: Wenn er gedeckt ist, gebt ihm trotzdem den Ball, „er ist gut genug, den Gegenspieler auszuspielen“. So geschah es. D‘Alessandro bereitete längst nicht nur per Eck- und Freistoß die beiden Treffer von Hristov vor (30., 40.). Er grätschte, lief viel ohne Ball und war in seinem Wirken nicht einzuschränken.

„Knackpunkt“ aber, sagte Trainer Jupp Heynckes, sei das 0:1 gewesen: Keeper Frank Rost verließ bei d‘Alessandros Eckstoß sein Tor, kam aber gegen Hristov zu spät (“Okay, meine Schuld“) und beklagte danach die undifferenzierte Haltung der Welt gegenüber nicht erfolgreichen Profifußballern („Alles Idioten und Vollpenner“). Immer gäbe es nur „ganz oben oder ganz unten“.

Das stimmt leider bisweilen, und daher darf man vielleicht schon mal kühl darauf hinweisen, dass es Gründe gibt, warum Schalke am Ende nicht ganz hinten stehen wird. Und Wolfsburg nicht ganz oben. Er hat aber was, das sonst niemand in der Liga hat: d‘Alessandro. Ach, Mensch, warum soll man sich nicht mal reinsteigern? Man muss ihn gesehen haben: Dieser Junge ist der Wahnsinn. PETER UNFRIED