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Schulreform in HamburgEs geht um die Kinder

Sollen Kinder länger gemeinsam lernen? Darüber stimmt Hamburg am Sonntag ab. Die Migrantenvereine sind für die Primarschule, aber es gilt: Kein deutscher Pass, kein Stimmrecht.

Einwandererfreundliches Schulsystem oder nicht? Hamburg darf sich entscheiden. Bild: dpa

HAMBURG taz | Treffpunkt ist der Jenischpark. Kinder spielen Ball, dahinter ein fantastischer Fernblick auf das andere Elbufer. Nicola Byok kommt mit dem Rad. "Ich weiß, ich entspreche voll dem Klischee", sagt sie. "Ich wohne hier in Klein Flottbek, hab Jura studiert und war sogar in Yale." Das Bild vom "Gucci-Protest", das manche Medien über die Gegner der Primarschulreform zeichnen, "dass wir nur an unsere eigenen Kinder denken und unsere Privilegien retten wollen", sei aber falsch.

Doch nicht in den Nobelvierteln, sondern in weniger gut betuchten Gebieten wie Billstedt und Steilhoop habe sie für Zustimmung beim Volksentscheid geworben. "Ich dachte, die lynchen mich. Aber die wussten noch viel besser als ich zu begründen, warum sie gegen diese Schulreform sind".

Die Mutter von zwei Schulkindern ist Mitstreiterin von "Wir wollen lernen"-Gründer Walter Scheuerl. Was sie stört? Sie nennt zuerst die hohen Baukosten, die für die Primarschule nötig seien. Da werde Geld, "in Beton gegossen" statt in Sprachförderung für Migranten und in Ganztagsschulen für Kinder, "um die sich sonst keiner kümmert". Die Juristin hat Vorträge gehalten. Neulich war sie auf dem Podium bei einer Diskussion in einer Gesamtschule. "Kein schönes Erlebnis, wenn Sie 200 Personen hasserfüllt angucken".

Die Schulreform

In Hamburg sollen in der Primarschule alle Kinder gemeinsam bis zur 6. Klasse lernen. Das ist das zentrale Projekt der schwarz-grünen Koalition. Danach gehen Kinder aufs Gymnasium oder auf die Stadtteilschule. Die Initiative "Wir wollen lernen" hat 2009 für die Erhaltung der Gymnasien ab der fünften Klasse 185.000 Unterschriften gesammelt. Schwarz-Grün verhandelte mit der Initiative über einen Kompromiss - ergebnislos. Am Sonntag sollen die Hamburger abstimmen. Stimmen mehr als 247.000 dagegen und ist dies die Mehrheit, wird die Reform gestoppt. Erwartet wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen.

Heftige Emotionen gibt es auf beiden Seiten im Streit darüber, ob Hamburgs Kinder zwei Jahre länger gemeinsam lernen sollen. "Unser einziges Kind hat in diesen Wochen ihr bilinguales Abitur bestanden (dt. Abitur + frz. Baccalauréat)", schreibt ein Ehepaar aus Othmarschen in einer Anzeigenserie auf dem Titel des Hamburger Abendblatts und bittet, gegen die Reform zu stimmen. Denn ein solches doppeltes Abitur sei mit der Primarschule nicht möglich. Die Kosten für ersparten "mehrjährigen Internatsaufenthalt" investiert das Ehepaar in die Annoncen.

Mülayim Hüseyin ist 48 Jahre alt und Anwalt für Aufenthaltsfragen in Hamburg. Seine Klienten haben andere Sorgen als ein Doppelabitur. Fast jedes zweite Grundschulkind hat in Hamburg Migrationshintergrund, und sie sind weit überproportional an Sonderschulen und wenig an Gymnasien vertreten. "Das Problem - die Bildungssprache hier ist Deutsch. Und das ist nicht die Muttersprache dieser Kinder", sagt der Vater von zwei Kindern.

Alle Migranten seien sehr an der Bildung ihrer Kinder interessiert. "Wir haben keine Millionen, die wir vererben können." Hüseyin sitzt an seinem Schreibtisch und zeichnet eine Zeitachse. Sprache lernen beginne im Mutterleib, in den meisten Familien werde nicht Deutsch gesprochen. "Wenn ein türkisches Kind erst mit drei Jahren in die Kita kommt, kann es gut Türkisch, aber nicht die Bildungssprache." Dies sei ein ungleicher Wettbewerb.

Kein Pass, kein Stimmrecht

"Dieses Wettrennen bis zum Ende der 4. Klasse aufzuholen, wo die Selektion beginnt, ist quasi unmöglich." Dann werden die Migrantenkinder von jenen Kindern, von denen sie die deutsche Sprache lernen könnten, getrennt. Deshalb kämpfen in Hamburg alle Migrantenvereine für sechs Jahre Primarschule. Doch beim Volksentscheid gilt: kein deutscher Pass, kein Stimmrecht. Den Entscheid machen die Deutschen unter sich aus.

Jörg Ahlers ist 43 Jahre alt, er wohnt in Hamburg Langenhorn, hat drei Kinder und leitet einen Getränkehandel. Schon der Ring im Ohr passt nicht zum Bild eines Mitstreiters von "Wir wollen lernen". "Da, wo es wirklich brennt, greift die Reform nicht an", sagt er. "Das Problem sind Eltern, die sich nicht um ihre Kinder kümmern." Er wohne auf der "nicht so schönen Seite" seines Stadtteils. Es regt ihn auf, dass sein Nachbar zur Fußball-WM einen Fernseher kauft, dessen Kinder aber keine ordentlichen Schuhe tragen. Und es stören ihn Frauen auf dem Spielplatz, die mit Kopftüchern verhüllt sind und deren Kinder unter sich bleiben.

"Zeit ist wichtig", sagt Ahlers, der in der CDU ist. Das Geld müsse in Ganztagsschulen fließen und in die Reparatur von Gebäuden. "Bei meiner Tochter in der Schule leckt es durchs Dach." Sie komme jetzt in die 5. Klasse einer Gesamtschule, eine "Sportklasse", in der auch der Leistungsgedanke zähle, und er hofft, dass er dort auf andere Eltern trifft, "die sich für ihre Kinder interessieren", nicht jene, die nur meckern "Scheißschule, Scheißlehrer".

Hannes Classen, Jahrgang 1952, ist Erziehungsberater und wohnt im alternativen Ottensen. Er gehört zu jenem "postmateriellem Milieu", von dem die Hamburger Lehrerzeitung schrieb, dass es klar "gegen das gegliederte Schulwesen Position bezieht". Classen kennt dieses Systems, den Stress, den die frühe Aufteilung für Kinder und Eltern bedeuten. "Ein Junge kam zu mir in die Beratung, der ein stabiles Elternhaus hatte, aber in der Schule auffällig wurde", berichtet er. Der Elfjährige besuchte die 6. Klasse einer Haupt- und Realschule. "Es kam heraus, dass die Atmosphäre in der Klasse sehr gereizt ist, weil ein Drittel der Schüler sich bereits völlig aufgegeben hatte." Sogenannte negative Lernmilieus entstünden, wenn man Kinder früh trenne.

Auch Nicola Byok kennt den Begriff. Sie zweifelt aber, dass die individuelle Förderung der Kinder gelänge, ließe man sie bis zur 6. Klasse zusammen. "Was mich stört, ist, dass die Schüler, die etwas besser sind, dafür ,verhaftet' werden, dass sie die schwächeren mitziehen." Negative Lernmilieus seien ein Problem, das die Schule lösen müsse, "nicht die, die auf andere Schulen gehen".

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25 Kommentare

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  • E
    emil

    @tobias

     

    ich glaube du irrst junger padawan, die realität, lässt bayern nur aus einem grund bei pisa oä gut abschneiden: die soziale segregation ist dort nämlich am höchsten.

    und wo es keine problemkinder gibt, gibt es natürlich nur brave gedrillte. was hierbei vergessen wird, ist, dass der rest hinten runter fällt.

     

    und im gegenteil, es ist sehrwohl die aufgabe der schule kinder zu bilden und ihnen sprachkenntnisse zu vermitteln. wie das etwa in skandinavien geschieht, die bei pisa auch gerne mitmachen und ohne vergleichbare segregation wie hierzulande ordentlich abschneiden.

     

    ich sage nicht, dass kinder mit migrationshintergrund in der schule eine sprache von grund auf lernen sollen, dass ist doch viel zu spät, dass muss schon früher geschehen.

     

    aber wenn die schule nicht bei null startet, wie du sagst, dann manifestieren sich die sozialen strukturen. die eliten können und werden ihrem nachwuchs wesentlich erweiterte kenntnisse bieten können als sozial schwache. das ist kein meritokratisches prinzip, wie von dir suggeriert, sondern ein milieuabhängiger sozialer filter, der greift.

     

    und von wegen abfall der leistungskurve, also wenn du dir die letzten pisa ergebnisse tatsächlich mal angeschaut hast, dann solltest du dich vielleicht fragen, warum die deutschen gymnasien, wo ja schon alles ausgesiebt wurde, dennoch nur im mittelfeld steht? tatsächlich hat eine leistungshomogene gruppe nämlich kaum einen anreiz noch besser zu werden. im gegenteil, dieser anreiz entsteht dadurch, dass man sich mit anderen messen kann.

     

    ubrigens, deine aussagen sind nicht mit ethnizität in verbindung zu bringen, eher mit milieu oder schicht. der umstand, dass es häufig kinder mit migrationshintergrund sind, verschleiert hier nur den tatsächlichen grund.

  • H
    HamburgerX

    "Kein deutscher Pass, kein Stimmrecht."

     

    Und, wo ist das Problem? Man kann sich einbürgern lassen.

  • V
    vic

    @ Tobias

    Aber nein.

    Wie könnte man es rassistisch finden, würde die BRD dem Beispiel der Emirate folgen, und sich für alle anstrengenden Drecksarbeiten ausländische Arbeitskräfte halten?

  • SK
    Stefan Kammrath

    Als Lehrer an einer Deutschen Schule im Ausland habe ich das Gefühl, dass die ganze Diskussion in Hamburg wie auch in den anderen Bundesländern über den richtigen Weg der Integration von Immigranten am Kern des Problems vorbeigeht.

    Ich weiß aus meiner Erfahrung mit spanischen Kindern, die mit drei Jahren zu uns kommen und mit 18 Jahren ein deutsches Abitur machen, dass der alles entscheidende Fakt das Erlernen der deutschen Sprache ist. Ohne gute Sprachkenntnisse muss jedes Bemühen um Integration, um Chancengleichheit, um das Zeitalter der Aufklärung scheitern. Schlechte Sprachkenntnisse bedeuten Außenseitertum, Misstrauen, Neid und Hass. Dies gilt auch für die Immigrantenkinder in Deutschland.

    Aber wie kann ein Kind eine zweite Sprache lernen?

    Es gibt zwei Wege: Immersion, das Eintauchen in die deutsche Sprachwelt, und das Erlernen von Wörtern und Strukturen, der klassische Fremdspracherwerb.

    Beides ist sinnvoll und in der Kombination äußerst erfolgreich.

    Nur setzt das voraus, dass entsprechend geschultes Lehrpersonal schon auf die Dreijährigen im Kindergarten einwirkt und dass alle Kinder in den Kindergarten gehen können und gehen sollten.

    Haben wir in Deutschland einen Bachelorstudiengang 'Kindergarten/Vorschule', wie er in anderen Ländern selbstverständlich ist? Haben wir sinnvolle Fortbildungsmaßnahmen für alle in Kindergärten arbeitenden Kräfte? Haben wir schon genug Kindergartenplätze für alle Kinder?

    Fremdspracherwerb hat nichts mit Magie zu tun, in dem Sinne: Wer in Deutschland lebt, lernt die Sprache schon irgendwie. Das stimmt nicht (mehr)!

    Seit es Satellitenfernsehen gibt und viele Immigranten im Sprachghetto leben, funktioniert das Immersionslernen nicht mehr automatisch, sondern muss von der öffentlichen Hand mit großem Aufwand und Kosten bewerkstelligt werden.

    Das bedeutet: Gezielter, umfassender Spracherwerb in Kindergarten und Grundschule. Umfangreiche und weitgehende Fördermaßnahmen, Arbeit in Kleingruppen mit spezialisierten Fachkräften usw.

    Hier sollte man das Geld ausgeben, was man in die Verlängerung der Grundschulzeit investieren will. Außerdem: Gab es nicht mal etwas wie die Orientierungsstufe für die 5. und 6. Klasse? Wenn man sich bewegen will, sollte man sich nicht im Kreis drehen.

     

    MfG

  • T
    topas

    Jetziges Schulsystem beibehalten ?

    Warum nicht, dann bleiben wir eben im internationalen Vergleich weiter im Mittelfeld stecken (auch die Bayern sind da nur durchschnittlich).

    Änderungen sind nun mal in Deutschland extrem schwer durchzuführen und warum ?

    Weil wir ängstlich sind und unser schönstes Hobby das Jammern ist (= unsere Identität).

    Dabei muss die Devise lauten:

    Anpacken, zupacken, sich was trauen, Änderungen mit

    Offenheit angehen, Mut zur Lücke - mal was starten und nicht immer gleich kaputt diskutieren (wollen).

    Und Geld ist genug da - nur muss es an den richtigen Stellen eingesetzt werden.

    So ist die Erneuerung der Elbphilharmonie zum Beispiel eine prima Idee, aber im Moment Geldverschwendung pur.

    Übrigens, man braucht keine Angst vor sozial Schwachen zu haben, egal mit oder ohne Migrationshintergrund.

    Sich einfach mal mit denen intensiv beschäftigen und man wird staunen was man da noch alles lernen kann; garantiert !!!!

  • P
    Peter

    @peter0815:

     

    Faszinierend, FDP und NPD unterstützen also als einzige "wir wollen lernen", danke für die Info peter0815.

     

    Übrigens wollen nur die NPD und die LINKE den Abzug aus Afghanistan...für jemanden mit deiner Denkweise muss das ein Dilemma sein.

  • J
    Jacek

    Bitte nicht Migranten schreiben, wenn man Türken meint. Ich kenne Polen, Russen, Vietnamesen und Niederländer die alle wunderbar mit Gymnasium ab der 5 Klassse klar kommen, sie werden auch dagegen stimmen.

  • P
    peter0815

    von den parteien unterstützen nur fdp und npd den gesetzesvorschlag von "wir wollen lernen". das allein sollte schon als argument ausreichen um gegen diese restriktiven egoisten zu stimmen. sich hinreichend zu informieren ist natürlich trotzdem die bessere lösung.

    leider befürchte ich, dass dies ähnlich wie mit wahlprogrammen bei wahlen kaum geschiet...

    schade

  • M
    migrantionshintergrund

    woher nur dieser irrglaube, wenn die eltern nicht deutsch kommunizieren, dass dann das kind kein deutsch kann? meine eltern haben jedenfalls nie mit mir deutsch gesprochen und im moment schreib ich meine diss auf deutsch. ich bin auch nicht die ausnahme, weil ich viele freunde habe bei denen das ganz ähnlich ist. aber selbst ein prof hat mir dieses vorurteil mal direkt ins gesicht gesagt. die leute gehen wohl nicht davon aus, dass eine, die einwandfrei deutsch kann auch migrationshintergrund haben kann. was dann sehr arrogant und beleidigend rüberkommen kann.

  • P
    PeterPan

    Ich komme aus Hamburg und weiß noch nicht wie ich abstimmen werde. Egal für was man stimmt, es hat Vor- und Nachteile. Bisher konnte mir auch keiner erklären, wieso die 6jährige Primarschule gerechter sein soll. Gerade der "Aufstand" der Lehrer, dass die Primarschule gerechter sein soll, besonders für Migranten, finde ich schon beinahe absurd. Immerhin haben Studien doch eindeutig belegt, dass Migrantenkinder trotz gleicher Schulleistungen wie Nichtmigranten von LEHRERN, nicht dem Schulsystem, nur eine Realschulempfehlung, anstatt Gymnasialempfehlung bekommen. Wieso sollen diese Lehrer auf einem Mal den Kindern, die sie Jahrzehnte lang Steine in den Weg gelegt haben, in der Primarschule anders sein und Migranten plötzlich gleichberechtigt behandeln? Auch konnte mir keiner erklären, wieso Migrantenkinder (aber auch manch Deutsche), die nur schlecht die deutsche Sprache lesen/schreiben können, in der Primarschule besser die Sprache beherrschen sollen. Klar, sie gehen zwei Jahre länger mit besseren Schülern in eine Klasse, aber ob das etwas bringt? Immerhin hat die Bürgerschaft verprochen, dass die zwei zusätzlichen Grundschuljahre nicht dazu dienen werden, den Stoff der bisherigen 4jährigern Grundschule lediglich auf 6 Jahre auszudehnen, sondern im Gegenteil: In Klasse 5 und 6 sollen teils Gymnasiallehrer mitunterrichten. Ob dies aber die Sprachkompetenz fördern, oder vielleicht gerade die Migranten überfordert, da sie den unterricht nicht mehr folgen können, ist offen. Ich finde leider auch, dass die Bürgerschaft zu wenig Informationen über die schulreform herausgibt, oder aber sie weiß selbst nicht so genau, wie das neue system aussehen soll. Offen ist zum Beispiel die Frage, wie genau die individuelle Förderung nun aussehen soll. Das wurde bis heute, zwei Tage vor Volksentscheid, nicht gesagt. Es wurden lediglich Musterschulen aus Hamburg und Umgebung genannt, in denen individuelle Förderung praktiziert wird. Jedoch wurde sie in vielen von der Bürgerschaft genannten Beispielen unterschiedlich ausgeführt. Wie sieht sie denn nun ganz konkret in der Primarschule aus? Auch frage ich mich, wie die Problematik mit zu vielen Primarschülern an Schulen mit zu wenigen Gebäuden gelöst werden soll. Mein Bruder kommt nun in die 4 Klasse und wäre nach momentanem system die höchste Klasse der Schule. Für zwei weitere Jahrgänge hat die Schule aber gar keine Räume zur Verfügung. Nun weiß nichteinmal die Schulleiterin, wohin mit den neuen Schülern. Und für Neubauten ist auch das Schlgelände zu klein. Es können also gar keine 5+6 Klassen untergebracht werden. So wie es nun geplant ist, werden nun jedes Jahr zwei Klassen wohl aufs nahegelegene Gymnasium untergebracht. Aber was soll das bittschön? Ich kann doch nicht zwei Primarschlklassen aus der gewohnten Schulumgebung reißen und auf ein Gymnasium verfrachten, weil die Schule an der die Kinder angemeldet sind, kein Platz für die Kinder hat. Und auf der offiziellen Homepage der Hansestadt steht auch nur, dass das verfrachten von Primarschülern auf anderen Schulen etwas alltägliches sein wird.

    Auch ist mir mit Gesprächen mit Lehrern aufgefallen meines Bruder, 4. Klasse, und meiner Schwester 8. Klasse, dass sehr viele Lehrer rein gar nicht svon der geplanten Reform halten. Nicht aus irgendwelchen ideologischen Gründen (bspw. frühe Selektion ist besser), sondern aus oben genannten organisatorischen Gründen: Es fehlt, egal was einem die BÜrgerschaft weiß machen will, an Geld, Gebäuden und vor allem Platz an den Schulen, deren Schulhöfe für Neubauten viel zu klein sind.

     

    Zum Schluss sein noch gesagt: Das sind noch längst nicht alle Nachteile der geplanten Reform. Und ich werde mich heute und morgen noch umfassend mit beiden Wahlmöglichkeiten "Wir wollen lernen" und "Bürgerschaft" beschäftigen. Ich bin noch unschlüssig und hoffe aber, dass egal wofür ich wähle und egal, ob Reformgegner- oder Befürworter, dass am Ende vor allem Gewissheit herrscht und das Beste für die Kinder herauskommt.

  • H
    HamburgerX

    Danke für diesen vergleichsweise sachlichen und ausgewogenen Artikel. Da sollte sich der Stern mal eine Scheibe von abschneiden.

     

    Eine aktuelle Umfrage hat übrigens ergeben (Quelle Welt), dass vor allem Menschen mit Hauptschulabschluss gegen die Reform sind.

     

    Das belegt, dass es eben kein "Gucciprotest" ist, wie "die Zeit" früher fabulierte. Natürlich liegt der Ursprung bei den humanistischen Gymnasien - aber deren Beschneidung hat selbst Prof. Baumert kritisiert.

     

    Zu den Migranten ist zu sagen, dass es prinzipiell jedem freisteht, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen. Ich sehe die Sprachprobleme daher auch als Argument gegen die doppelte Staatsbürgerschaft. Natürlich wird ohne solch eine Regelung die Bindung an die Heimat erschwert. Aber genau das ist in vielen Fällen genau das Richtige, um sich in Deutschland wirklich zu integrieren. Etwas mehr Druck in dieser Hinsicht ist sehr zu begrüßen, denn eines ist klar: Die Bildungspolitik kann nicht alle Defizite der Einwanderungspolitik korrigieren.

  • E
    Eisenmann

    "Dieses Wettrennen bis zum Ende der 4. Klasse aufzuholen, wo die Selektion beginnt, ist quasi unmöglich." Dann werden die Migrantenkinder von jenen Kindern, von denen sie die deutsche Sprache lernen könnten, getrennt.

     

    Ich glaube der gute Mann verwechselt Grundschule mit Sprachunterricht.

     

    Die Frage ist doch, wer dafür sorgt, dass alle Kinder bei der Einschulung so gut Deutsch können, dass sie sich auf die Lerninhalte konzentrieren können.

     

    Ich glaube nicht dass es ein Argument für die Primarschule ist, dass die Schüler, die Deutsch können, dazu verdonnert werden, ihren Mitschülern Nachhilfe zu geben und sie mitzuziehen.

  • WL
    W. Lorenzen-Pranger

    Ich bin der Meinung, daß, wer seinen dauerhaften "ersten" Wohnsitz in unserem Gemeinwesen hat und seine Kinder hier zur Schule schickt, bei solchen Abstimmungen, die ihn persönlich und unmittelbar angehen, mitstimmen dürfen soll.

    Auch das wäre ein gutes Stück Integration.

  • S
    schreiber

    die reform ist richtig und wichtig. nur weit genug geht die nicht. aber immerhin ist das ein anfang. imo.

  • F
    Fährmann

    Klasse Argumentation von Anti-Primar Junta:

     

    Integration Ja, aber WIR möchten es nicht bezahlen! UNSERE Kinder brauchen bessere Schulen!

    Außerdem erziehen DIE ihre Kinder schlecht!

     

    Sind "schlechte" Eltern eigentlich nicht gerade ein Argument für bessere und ausgeglichenerer Schulen? Damit die Kinder DIESEM "schlechten" Milieu entkommen können? Besser von ihren Lehrern gefördert werden und Freunde außerhalb ihres sozialen Umfeldes finden? Damit sie eben nur nicht "unter sich" bleiben.

  • T
    Tobias

    Ich bin gegen diese "Primarschule". Erfolgreiche Schulen gibt es zum Beispiel in Bayern. Dies belegen immer wieder die PISA-Studien. Wir sollten am dreigliedrigen Schulsystem festhalten.

     

    Wenn Ausländerkinder von ihren Eltern nur türkisch beigebracht bekommen, dann haben sie leider uneinholbar verloren in unserer Wissensgesellschaft.

     

    Es ist nicht Aufgabe der Schule den Ausländerkindern die deutsche Sprache beizubringen und dann nach 6 Jahren bei null zu starten.

    Solche gemischten Klassen ziehen dann nur die Leistungskurve steil bergab. Wir sollten wieder zurück zur strikten Trennung nach Vorkenntnissen und Leistung.

     

    Es wäre sicher sinnvoll eine Primarschule für Ausländerkinder einzuführen, in der in den ersten 6 Jahren nur die deutsche Sprache gelehrt wird, damit diese Kinder später für handwerkliche Tätigkeiten ausgebildet werden können.

     

    Wer diese Aussagen rassistisch findet, sollte sich fragen lassen, ob er träumt und die Realitäten und Anforderungen unserer Inforations- und Wissensgesellschaft nicht zur Kenntnis nimmt.

  • KM
    Keine Macht für Niemann

    Auch die NPD missbraucht den Streit um die Schulreform, um ihr rassistisches Weltbild zu verbreiten. Dazu haben sie morgen um 11 eine Kundgebung in Hamburg, Wandsbek Markt, angemeldet. Diese Kundgebung gilt es, mit allen Mitteln zu verhindern.

     

    http://antifahamburg.blogsport.de/

    http://www.keine-stimme-den-nazis.org/

  • F
    Fischkopp

    Um die Leistungsschwachen auf das gleiche Niveau wie die Leistungsträger zu bringen, einfach die die Leistungsträger mit herabreissen.

     

    Klingt einfach. Wenn alle das "Deutsch" der Migrantenkinder sprechen ist doch jedem geholfen, oder?

     

    Statistiken, welche aufzeigen, dass die mittlerweile in 3. Generation hier lebenden Türkenkinder, die lernschwächste Ausländergruppe darstellt sind dann jedenfalls überflüssig.

     

    Franken sieht mit Sorge nach Bayern.

  • P
    Peter

    "Kein deutscher Pass, kein Stimmrecht."

     

    Wenn jeder abstimmen darf gibt es schon mal einen Grund weniger sich den deutschen Pass zu holen...

  • O
    otto

    "Das Problem-die Bildungssprache ist hier deutsch".

     

    Aha!

  • S
    schreiber

    die reform ist richtig und wichtig.

    geht zwar noch nicht weit genug - ist aber ein guter anfang. imo.

  • E
    Elsche

    "Wenn ein türkisches Kind erst mit drei Jahren in die Kita kommt, kann es gut Türkisch, aber nicht die Bildungssprache."

    Wessen Problem ist das? Wer ist daran schuld? Die "deutsche Gesellschaft"?

  • K
    Kai

    Ich will in der Schweiz und Belgien an Volksentscheiden mitmachen, habe aber keinen Pass dort. Was kann ich tun?

  • S
    steffen

    Hört bitte endlich auf immer zwischen "Deutschen" und "Migranten" zu unterscheiden !

    Millionen Migranten sind Deutsche !

    Aber warscheinlich geht es in diesem Bericht mal wieder nicht um das Thema selbst, sondern nur um die "reichen selbstsüchtigen Deutschen" und den "armen aber lernwilligen Migranten".

    Es geht hier um Eltern die jeweils eine andere Vorstellung davon haben wie ihre Kinder lernen sollten, nicht mehr und nicht weniger.

     

    MfG

  • EA
    Eser A.

    "Einwandererfreundlich"?

     

    Länger gemeinsames Lernen ist nicht nur Einwandererfreundlich, sondern brngt letztendlich allen etwas... vor allem auch der sozialen Kompetenz.

    Die Blankenese-Elite-Heinis liegen mit ihrer Vorstellung von Schulleistung im Mittelalter.