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SchulenMehr Lehrer für Inklusion nötig

Die Integration behinderter Schüler kostet mehr Geld, mahnt Schulleiter Pit Katzer. Nötig wären 30 Millionen Euro.

Brauchen mehr Förderung: Behinderte Kinder. Bild: dpa

Im Schatten der Primarschule startete Hamburg mit dem Paragraf 12 des Schulgesetzes eine zweite große Reform. Jedes Kind mit Förderbedarf hat, gemäß einer UN-Konvention, das Recht eine Regelschule zu besuchen. Pit Katzer vom Leitungsteam der Erich Kästner Schule hat sich in die Zahlen vertieft und warnt, dass die Reform scheitert - und damit auch die Stadtteilschule - wenn Hamburg nicht mehr Geld herausgibt.

Bislang war das kein Thema. Es galt die Prämisse, dass die Reform nicht mehr kostet. Motto: Die Ressourcen müssen nur von den Sonderschulen verlagert werden. Doch es gibt zwei Gruppen: Schüler mit klassischen Behinderungen, etwa bei der körperlichen oder geistigen Entwicklung, brauchen vergleichsweise viele Stunden. Dagegen haben Schüler mit eher sozial bedingten Lernbehinderungen, die bisher Förderschulen besuchten, nur einen zusätzlichen Anspruch von 1,4 Unterrichtsstunden pro Woche. "Das ist ein schlechter Scherz. Zu wenig, um diese Kinder zu fördern", sagt Katzer. Eine gut gelingende Integration sei "nicht zum Nulltarif zu haben". Zwar wurde im Startjahr 2010 den meisten Schulen, die neu mit Integration begannen, mindestens eine halbe Sonderpädagogenstelle gewährt, doch auch dies reiche nicht, sagt Katzer.

Die Förderschüler machten etwa drei Viertel der Sonderschüler aus. Sie wechselten sehr viel schneller an die Regelschulen als die klassisch Behinderten, die oft spezielle Therapiemöglichkeiten bräuchten. Rund 400 Kindern mit Förderbedarf wurden 2010 für die 5. Klassen der Stadtteilschulen angemeldet. Ohne ausreichende Ausstattung fürchtet Katzer "massive Unterrichtsstörungen", unter denen alle Schüler leiden.

Der Schulleiter hat ein Modell entwickelt, wie es besser gehen könnte. Dafür bräuchte Hamburg bis zu 30 Millionen Euro im Jahr. So gibt es in Hamburg seit vielen Jahren an 35 Schulen "Integrative Regelklassen" (IR) als bewährtes Modell. In einer IR-Klasse ist zehn Stunden ein Sonderpädagoge anwesend, der auch hilft, Lernstörungen präventiv zu verhindern. Würde man dies auf alle 75 Grundschulen übertragen, die in Gebieten mit niedrigem Sozialindex liegen, kostete dies 14,3 Millionen Euro. An den übrigen Grundschulen würde Katzer jedem Schüler mit Förderbedarf vier Stunden zusätzlich zuweisen, was 3,6 Millionen Euro kosten würde. Das gleiche Prinzip soll für die Stadtteilschule gelten, was 12,3 Millionen Euro koste.

Katzer will nun im Wahlkampf die Parteien damit konfrontieren. Von den Grünen ist zu hören, sie hätten mehr Geld in die Hand genommen, die Drucksache sei vor Koalitionsbruch aber nicht mehr fertig geworden.

Auch Schulsenator Dietrich Wersich (CDU) hat sich nach Gesprächen mit Elternverbänden in das Thema vertieft und will Anfang Januar eine Lösung präsentieren. "Niemand muss sich Sorgen um seine Ressourcenversorgung machen", sagt seine Sprecherin Jasmin Eisenhut. Ein Diktat der Kostenneutralität gebe es dabei nicht.

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3 Kommentare

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  • W
    W.H.

    Ich danke Ihnen, dass Sie die katastrophalen Zustände der konzept- und kopflosen Inklusionsbemühungen unserer Schüle und Schülerinnen mit Förderbedarf beim Namen nennen. Ich bin eine Sonderschulpädagogin aus Leiderschaft und kann das Elend auf allen Seiten nicht mehr ertragen.

  • W
    W.H

    Endlich ein Schulleiter, die Realität in der Umsetzung der Inklusion beim Namen nennt, die enormen Probleme verbalisert und nicht nur schönt. So wie es im Moment läuft, ist es eine Katastrophe.

  • RJ
    Reiner Jodorf

    Danke an Herrn Katzer für seine klaren Worte zur Finanzierung des Inklusionsanspruchs. Eine ausreichende personelle Ausstattung ist unverzichtbar. Sie muss jedoch nicht nur einen angemessenen Stundenumfang für SonderpädagogInnen umfassen; auch Entlastungszeiten und Fortbildungsmaßnahmen für die anderen Lehrkräfte der Klassen gehören dazu. Besonders befremdlich finde ich, dass in den Konzepten und Planungen bisher nichts über den Einsatz von SozialpädagogInnen gesagt wurde. Sie waren bisher in den Integrationsklassen der Gesamtschulen als Doppelbesetzung mit rund 20 Wochenstunden (bei 4 IntegrationsschülerInnen pro Klasse)tätig. Eine entsprechende Unterstützung, die der gesamten Klasse zugute kommt, sollte auch Standard für die aktuellen Planungen sein.