■ SchülerInnen über ihre Schulen: Hände weg von unserer Zukunft!
Anfang der siebziger Jahre wurde erreicht, daß das Gymnasium für Kinder aus Arbeiterhaushalten geöffnet wurde. Die Zahl der Frauen, die Abitur machen, hat sich seitdem verdoppelt. Doch was einmal war, ist nicht mehr. Konservative Politiker wollen diese Entwicklung zurückdrängen. Chancengleichheit für alle interessiert die Herren Politiker schon längst nicht mehr. Das Geld reicht eben nur für Diätenerhöhungen und Bundeswehreinsätze in Bosnien.
Der Anteil staatlicher Bildungsausgaben am Bruttosozialprodukt ist durch die CDU-Regierung kontinuierlich von 4,7 Prozent 1982 auf 4,0 Prozent 1992 gekürzt worden. Um Geld locker zu machen, sind neue Zauberworte in der Diskussion: Budgetierung, Privatisierung oder Sponsoring durch Privatfirmen. In Modellversuchen wird die „autonome“ Schule getestet. Jede Schule bekommt ein eigenes Budget und soll damit wirtschaften. Das Ende vom Lied wird sein, daß jede Schule selber entscheiden darf, wo sie zuerst einsparen will: bei den Putzfrauen, bei Renovierungsarbeiten oder bei der Einstellung von neuen LehrerInnen. Der Staat ist damit aus der Verantwortung entlassen.
Privatfirmen suchen sich ein paar lukrative Schulen aus, die sie fördern. Der Rest kann gucken wo er bleibt! Dabei ist die Situation schon beschissen genug!
Nach Angaben der GEW fallen in Aachen pro Woche 13.000 Stunden aus. Der Stoff muß trotzdem gelernt werden. 30 Millionen Mark werden bundesweit pro Woche für Nachhilfe ausgegeben. Nachhilfe ist teuer und kommt für kinderreiche Familien oder für Kinder aus Arbeiterhaushalten oft nicht in Frage. Die logische Schlußfolgerung ist, daß der Geldbeutel und nicht die Fähigkeiten entscheiden, wem das Recht auf eine gute und qualifizierte Ausbildung zusteht. Die Elitebildung ist schon lange vor der Kultusministerkonferenz eingeläutet worden.
Es wird höchste Zeit, sich zu wehren!
Kirsten Achtelik, 17 Jahre, Gymnasium Schüler
Aktions Komitee; Harald Neuber, 17 Jahre
Gesamtschule Schüler Aktions Komitee; Tanja
Niemeier,23 Studentin (alle aus Aachen)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen