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Schüler und Studierende demonstrierenBildungsprotest mit halber Kraft

Mehrere tausend Menschen gehen für Bildungsreformen auf die Straße. Teilnehmerzahl der letzten Demos wird nicht erreicht.

Olé, olé! Beim Bildungstreik in Berlin am Mittwoch Bild: dpa

Der Alexanderplatz rund um den Neptunbrunnen ist kurz vor Beginn der Bildungsdemonstration nur locker gefüllt. Die Demonstranten sitzen im Schatten der Bäume; nur vor dem Lkw, der als Bühne gedacht ist, versammelt sich eine Menschenmenge. "Alle Probleme aufzuzählen, wegen der wir hier sind, würde Wochen dauern", ruft der Redner vom Schülerbündnis "Bildungsblockaden einreißen" in sein Mikro. Die Demonstranten jubeln.

Mehrere tausend Schüler, Studenten und Auszubildende haben sich auf dem Platz versammelt, um mit einer Demonstration durch die Innenstadt für eine bessere und besser finanzierte Bildung zu demonstrieren. Bei den beiden Protestwellen im vergangenen Jahr waren noch jeweils mehr als 10.000 Demonstranten auf die Straße gegangen.

Die Forderungen gleichen denen der letzten Proteste: kleinere Klassen an Schulen, ein selbst bestimmteres Studium und einen unbeschränkten Zugang zum Master - wenn schon nicht wieder zu Magister- und Diplom-Studiengängen zurückgekehrt werde. "Am problematischsten finde ich die Selektion, die es immer noch im Bildungsbereich gibt", sagt HU-Studentin Verena, die mit mehreren Kommilitonen zu der Demonstration gekommen ist. Auch wenn bei den Bachelor-Studiengängen einzelne kleine Korrekturen angekündigt wurden - die soziale Ausgrenzung im Bildungsbereich gehe in der öffentlichen Wahrnehmung immer noch unter, kritisieren sie.

"Es kommt derzeit zu einer Entwertung aller akademischen Grade", kritisiert Student Carsten. Er hat ein Stück Pappe mit einem "neuen 3-stufigen Studienmodell beschriftet". Ganz unten befindet sich der Bachelor, darüber der Master, ganz oben hat Carsten "Hartz IV" geschrieben. "Ich erwarte in den kommenden Jahren erst den Master und dann das hier", erklärt er und zeigt auf das oberste Feld. Eine Kommilitonin ergänzt: "Ich kenne genügend Leute, die gute Masterabschlüsse haben und jetzt seit einem Jahr arbeitslos sind."

Doch wieso ist die Teilnahme an den Protesten dieses Mal deutlich geringer als in der Vergangenheit? "Ich glaube schon, dass eine große Menge der Studenten unsere Forderungen unterstützt, aber sich nicht aktiv einbringt", sagt Verena. Karo, ebenfalls von der HU, weist auf das Dilemma, in dem Studierende stecken. "Mit dem Bachelor ist heutzutage so viel zu tun, dass es schwierig wird, eine große Masse an Menschen zu mobilisieren."

Die Organisatoren, die von 7.000 bis 10.000 Teilnehmern sprechen, ziehen trotzdem eine positive Bilanz: Die vergangenen Proteste hätten das Thema in die Öffentlichkeit gebracht, nun gehe es vor allem um inhaltliche Arbeit.

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4 Kommentare

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  • B
    Benni

    Warum sollte man als Studierender zu einer zentral organisierten, halbjährig stattfindenden "Bildungsstreik"-Demo gehen?

     

    Einerseits wird -mit Recht- bemängelt, dass das Studium zu strukturiert und zu sehr durchorganisiert ist, andererseits wird der Streik schon mal Monate vorher vorbereitet.

     

    Wen genau soll das ansprechen?

  • E
    eric

    Liebe TAZ,

     

    ich frag mich auf welcher Demo ihr gewesen seit!?

    Den SchülerInnen im Artikel nur drei halbe Sätze zu widmen finde ich ziemlich schwach. Ich frag mich ebenfalls für wen die wenigen Studierenden da gewesen sind. Sie scheinen ja nicht viel Rückhalt unter ihresgleichen zu besitzen.

    Ich zähle auf Euch liebe Schülerinnen und Schüler! Geht gegen die Schulscheiße auf die Straße! Redet mit Euren Mitschülern und halten gegen diesen Staat zusammen!

     

    Mfg Eric

  • WI
    Wladimir Iljitsch Uljanow

    „Revolution in Deutschland? Das wird nie etwas, wenn diese Deutschen einen Bahnhof stürmen wollen, kaufen die sich noch eine Bahnsteigkarte!“

    In Deutschland fühlt man sich eben nicht sonderlich wohl beim Aufbegehren. Die Kaiserzeit wirkt noch nach. Während Protest auf die Strasse zu tragen in Frankreich zu den republikanischen Tugenden gehört, auf die man zu recht stolz ist, werden Demonstranten hierzulande doch erschreckend oft schief angesehen. Schließlich behindern sie den Verkehr. Ist doch irgendwie voll destruktiv...

    Vielleicht ist das eine Erklärung dafür, dass protestierende Studenten zur Zeit so rar gesäht sind?

  • ES
    einsamer Student

    In Berlin studieren etwa 135.000 Studenten (und Studentinnen selbstverständlich!). Liebe Kommilitoninnen und Kommilitonen, wo zum Teufel wart ihr?

     

    Ich kann es nachvollziehen, wenn man es zeitlich nicht schafft, (Vollzeit-)Studium mit Vollzeitprotest gegen die Bildungsmisere unter einen Hut zu bringen. Mir geht es ähnlich. Aber 2 Stunden an einer Demonstration teilzunehmen, sollte bei etwas gutem Willen doch drin sein. Im Iran wird man (und frau!) dafür erschossen, wenn man sein Recht auf freie Meinungsäußerung auf einer Demo ausübt! Hierzulande sind die angehenden Akademiker/innen zu träge. Oder sehen die Notwendigkeit, gegen die Bildungsungerechtigkeit zu protestieren nicht (weil selbst nicht betroffen?). Oder es fehlt der Glauben an die Wirksamkeit von derartigen Aktionen? Man weiß es nicht.

     

    Ich kam mir als Student unter all den Schülerinnen und Schülern jedenfalls ziemlich einsam vor.