piwik no script img

Schubladendenken

■ betr.: „Normale Sexualität“ Leser brief von H.-E. Andersen, taz vom 4.7. 97

[...] Es ist schlimm, daß die negative Erfahrung mit einem einzigen Menschen dazu führt, Schwule und Lesben grundsätzlich zu verachten und ihnen das Recht abzusprechen, in der taz dargestellt zu werden. Solches Schubladendenken sowie der Begriff „175er“ sind stereotyp und absolut diskriminierend.

Gott sei Dank beschränkt die Schöpfung sich nicht auf unsere „Sexualwerkzeuge“, sie gab uns auch Herz und Verstand – woran sie bei einigen Menschen anscheinend gespart hat. Deshalb hier einige Denkanstöße:

Zur typischen Assoziation Schwule = Analsex: auch heterosexuelle Frauen und Männer praktizieren Analverkehr (60 Prozent der Deutschen haben Erfahrung damit. So viele Schwule gibt es nicht ...)

Zur Assoziation Lesben = „Gummipeter“: Liebe reduziert sich nicht auf Sexualität und Sexualität reduziert sich nicht auf Penetration.

Übrigens: Sex zwischen Frauen wird von heterosexuellen Männern häufig nur deshalb „akzeptiert“, weil er für sie stimulierend zu sein scheint. Diese Tatsache haben sich schon reichlich Filmemacher zunutze gemacht, was durch einen Blick ins (frauenverachtende) Nachtprogramm privater Fernsehsender klar wird.

Ohne Verstand und ohne Akzeptanz unterschiedlicher L(i)ebensweisen stehen wir schon heute „moralisch am Abgrund“. Magdalena Vöcker,

Dörte Schlüter, Ahaus

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen