■ POLNISCHE FILMWOCHE : DAS VERHÖR: Schrecklich schrecklich
Es geht um den Sozialismus der geheimen Staatspolizeivariante, dessen Epoche gerade zu Ende geht. Als der polnische Regisseur Ryszard Bugajski „Verhör einer Frau“ drehte, 1982, war sie es noch nicht, der Film wurde verboten. Der Regisseur emigrierte 1983 in die USA, 1989 war der Film erstmals wieder zu sehen.
Bugajskis erstem eigenen Spielfilm ist anzumerken, daß er bei Andrej Wajda in die Lehre ging: der Streifen ist (fast zwei Stunden) lang und schrecklich schrecklich. Die Hauptdarstellerin aus den Wajda'schen „Marmor-“ und „Eisen“männern, auch als die blonde Frau von Istvan Szabos „Mephisto“ bekannt, Krystyna Janda, spielt auch hier die Hauptrolle, die Sängerin Tonia, die in „Das Verhör“ gerät. Ahnungslos, weshalb sie eines häßlichen Morgens im Gefängnis landet.
Und das ist der Film: Leben unter einer systematischen, aber auch irgendwie ziemlich menschlichen Folter. Eine der schlimmsten Stationen, „die Sauna“, blüht der Tonia, obwohl sie grade willfährig unterschrieben hatte, was sie nicht gesagt hatte. Der Verhörende brauchte einfach ein Ventil für das ausgelaufene Tintenfaß: ab in den mit Wasser vollaufenden Keller mit den rosafüßigen Ratten.
Es ist so, wie wir wissen, daß die Verhöre und die Mitgefangenen in dieser Zeit waren — es ist Ende des Zweiten Weltkrieges. Das Opfer ist nicht heroisch, es versucht zu überleben, es wehrt sich oder gibt nach, es ist egal; etwas anderes, als immer tiefer reingeraten, gibt es ohnehin nicht. Einer der verhörenden Peiniger ist außer einem Ideologen, der die Verschwörung für den feindlichen Westen aufzudecken hat, auch noch ein Mann, der Tonia mag. Was ihr ein Kind und alles schlimmer macht.
Ohne die Vitalität der spitznasigen Janda wäre der Film gar nicht auszuhalten. Mit ihr ist er es auch nur schwer. Uta Stolle
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