Scholz-Vorschläge zu Rente/Hartz IV: Lob der Gewerkschaften
Die Wahlkampf-Fronten ruckeln sich zurecht: Union und Arbeitgeber sind gegen längere Altersteilzeit und mehr Schonvermögen für Arbeitslose. Guttenberg kritisiert, die SPD hatte doch elf Jahre Zeit
BERLIN dpa/epd | Bundesarbeitsminister Olaf Scholz (SPD) bleibt dabei: Er will die Altersteilzeit verlängern. Eigentlich sollte die Regelung Ende 2009 auslaufen, doch nun möchte Scholz sie bis 2014 ausdehnen.
Der Koalitionspartner reagiert wenig erfreut: "Das ist doch alles Wahlkampfklamauk, das können Sie getrost vergessen", sagte CSU-Vorsitzender Horst Seehofer am Montag. Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) merkte spöttisch an, die SPD führe das Arbeitsministerium seit elf Jahren und habe genug Zeit gehabt, solche Ideen umzusetzen. "Man wundert sich, warum solche Vorschläge jetzt kommen."
Auch die Arbeitgeber wollen keine Verlängerung der Altersteilzeit. Damit werde die "überholte Frühverrentung" in den Betrieben ausgedehnt, sagte Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt. "Es gibt weder im Bundeshaushalt noch bei der Sozialversicherung Spielräume für neue kostspielige Wahlkampfversprechen."
Die IG Metall und die Chemiegewerkschaft IG BCE hingegen sind davon angetan, dass mit der verlängerten Altersteilzeit die Arbeitslosigkeit bekämpft werden soll. IG-Metall-Chef Berthold Huber verlangte jedoch, dass die Altersteilzeit staatlich nur gefördert werden dürfe, wenn dafür Auszubildende übernommen oder Jüngere neu eingestellt würden. IG-BCE-Chef Hubertus Schmoldt wiederum würde die Altersteilzeit nur bis 2010 ausdehnen.
Aber nicht nur die Verlängerung der Altersteilzeit sorgt für Ärger in der großen Koaltion. Darüber hinaus hatte Scholz vorgeschlagen, noch vor der Bundestagswahl das Schonvermögen zu erhöhen, das Hartz-IV-Empfänger fürs Alter zurücklegen können. Bisher dürfen Langzeitarbeitslose nur 250 Euro pro Lebensjahr und maximal 16.250 Euro als Altersvorsorge behalten. Scholz möchte nun, dass Ersparnisse fürs Alter unbegrenzt zum Schonvermögen gehören.
Auch die Union will das Schonvermögen erhöhen - aber keinesfalls unbegrenzt und nicht vor der Wahl. Zur Begründung sagte CDU-Arbeitsmarktpolitiker Ralf Brauksiepe: Man wolle nicht das "Schonvermögen von arbeitslos gewordenen Millionären unangetastet" lassen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern