: Schöner leiden
Erst kürzlich behauptete jemand, mit wissenschaftlichen Methoden herausgefunden zu haben, dass das Wetter auf die Gefühlslage der Menschen einen viel geringeren Einfluss habe als angenommen. So mache Regen genauso wenig depressiv, wie Sonne Glückseligkeit induziere. Jene Studie kann nur ein weiterer Beleg für die Nutzlosigkeit solcher Studien sein, ist doch schon die Prämisse eine völlig falsche: Es geht nicht darum, festzustellen, welche Wetterphänomene eine melancholische Grundstimmung wecken, sondern auf welche Weise jedes Wetter eben genau das tut. Winterdepression, Herbstjammer, Sommerpein und Frühjahrsresignation sind ja nicht umsonst sprichwörtliche Begleiter des Lebens. Und schöne Gefühle harmonischer Introspektive sind das, was uns innehalten lässt – ein wohltuendes Moll im ganzen aufdringlichen Dur des alltäglichen Wahnsinns. Vertont wird das von Folkmusikern, deren Lieder vor sich hin mollen, anstatt poppig und schnell vergessen dem allgemeinen Geschwindigkeits- und Heile-Welt-Befehl zu folgen.
Ohne Strom – Tammy Ingram (Foto), Ofrin, Sorry Gilberto: 28. 7., 20 Uhr, Arena Badeschiff Eichenstraße. Eintritt: 4 Euro