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■ Schöner lebenKann man einen Dobben lieben? Nein!

Kann man einen Dobben lieben? Nein! Robben kann man lieben, Dobben nicht. Der Dobben ist ja wie die ganze Welt, nur kleiner. Und die ganze Welt kann man unmöglich lieben. Was man kann: man kann sich dran gewöhnen.

Der Dobben als Welt: Hier kann man Stilleinlagen kaufen und Discount-Särge. Hier kann man Gift für die Adern kaufen und Blumen fürs Grab. Hier kann man sich einen Zylinder kaufen und eine Zylinderkaufschraube nachziehen lassen. Hier gibt es eine Bürgermeisterei mit Spritzenautomat und einen Tengelmann, in dem sowohl die wunderbarste als auch die langsamste Verkäuferin der Welt arbeiten. Zuhälter leben hier, und Verrückte essen hier zu Mittag. Natürlich pflügt durchs Verkehrsgewühl eine Straßenbahn, man findet Feldsalat beim Türken, und es gibt Aldo. Was wäre eine Welt ohne Eismann?

Bei Aldo kann man auch den aufregendsten Geruch finden, den der Dobben zu bieten hat: Morgens treffen sich hier die Elevinnen der Kosmetikschule zum Kaffeetrinken, und der Geruch von zehn schwatzenden Kosmetikelevinnen im Eissalon ist zumindest unvergleichlich, wenn nicht exquisit. Nasenspezialisten treffen sich gelegentlich auch beim Second Hand Textilverkäufer, um in Muff zu schnüffeln. Übrigens ist der Dobben aufgrund seines günstigen Winkels zur vorherrschenden Windrichtung keine Stinkestraße. Es gibt sogar vereinzelte Glücksmomente, da ahnt die Nase die Nähe zum Meer.

Das einzige, was dem Dobben fehlt, sind Schiffe. Das ist der Grund, warum die taz in die Schlachte zieht. Die Schlachte ist nicht die Welt. Doch sie liegt an der Weser.

Burkhard Straßmann

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